Das GANZE Werk - 1. Geburtstag

15. Juni 2005

Seit einem Jahr besteht die Initiative Das GANZE Werk

Presseerklärung

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Am 15. Juni 2004 wurde die Initiative Das GANZE Werk auf einer Veranstaltung in der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg gegründet, DIE WELT berichtete ausführlich darüber. Die Initiative macht unverändert den Kompromissvorschlag, dass NDR Kultur in der Zeit zwischen 6.00 und 19.00 Uhr täglich vier Stunden Musiksendungen mit ganzen Werken bringt, ohne Jingle und ohne sachfremde Wortbeiträge wie NDR-Eigenwerbung. Diesen Vorschlag haben bisher über 4.000 Musikfreunde unterschrieben. Die Initiative hat heute über 1.800 Mitglieder, knapp zwei Drittel von ihnen musizieren in Chören und Orchestern. Sie alle vertreten die Interessen der Hörergruppe der Musikliebhaber im NDR-Sendegebiet. Sehr viele Musikliebhaber haben von unserer Initiative bisher noch nichts gehört oder gelesen.

In diesem Jahr haben wir leider erfahren müssen...

• dass die Verantwortlichen des NDR stur bei dem Prinzip des musikalischen Einzelsatzes und des Jingle bleiben: "Und wenn Herr Clostermann drei Millionen Unterschriften sammelt, werden wir auf unsere Programmautonomie nicht verzichten" (Hörfunkdirektor Romann in der Frankfurter Rundschau)

• dass der NDR-Programmausschuss am 5. Dezenber 2004 einfach nur beschloss, "Die vorgenommenen Veränderungen bei NDR Kultur sind richtig." und die NDR-Rundfunkratsvorsitzende Gräfin Kerssenbrock allen Mitglieder des Rundfunkrats ein Schweigen auferlegte, weil die Veröffentlichung einer Satire gegen NDR Kultur "eine weitere Diskussion unmöglich" gemacht hätte

• dass NDR-Intendant Prof. Plog behauptet, die Forderung der Initiative werde "dem Medium Radio nicht gerecht", obwohl die Erfahrungen in Sendegebieten südlich des NDR (z.B. beim WDR) dagegen sprechen

• dass NDR-Hörfunkdirektor Romann engagierte NDR-Kultur-Kritiker als "Kultur-Ajatollahs" beleidigt, selbst aber so unflexibel ist, dass er keinerlei Ausnahme für die Sendung vollständiger Werke zulässt - ein nur kurz Auto fahrender Hörer ist ihm schon Grund genug dafür

• dass NDR-Kultur-Wellenchefin Mirow schreibt, "Längere klassische Werke haben wir im Tagesprogramm von NDR Kultur, respektive Radio 3, respektive NDR 3 immer nur in Ausnahmefällen gespielt.", obwohl die Erinnerung der Hörer und vorhandene alte Programm-Zeitschriften dagegen sprechen.

In diesen zwölf Monaten haben wir erleben dürfen...

• dass die neue musikzeitung des ConBrio-Verlages der Initiative Ende Juli 2004 die Homepage www.dasganzewerk.de spendierte, die eine wesentliche Hilfe ist und in den letzten Monaten von über 400 Interessierten täglich besucht wird

• dass in mehr als 50 Fällen die regionale und überregionale Tages- und Fachpresse unterstützend über die Initiative und ihre Kritik an NDR Kultur berichtete

• dass DIE ZEIT am 24. Februar 2005 in ihrem Dossier "Rettet das Radio!" ausführlich auf den Streit um NDR Kultur einging - der umfangreiche und gründlich recherchierte Artikel erzielte in der Öffentlichkeit eine starke und nachhaltige Wirkung zugunsten der Initiative

• dass der ehemalige Wellenchef von NDR-Kultur, Wolfgang Knauer, für die Anhörung der Enquete-Kommission des Deutschen Bundetages am 18. April 2005 eine Stellungnahme vorlegte, die NDR Kultur mit seinem heutigen Konzept heftig kritisiert: "Ob sich die strenge Formatierung für Kulturprogramme eignet, muss bezweifelt werden, da sie musikalisch allzu stark einengt, tiefer gehende Darstellungen verhindert. Die Übernahme eines für Popwellen entwickelten dramaturgischen Prinzips fördert den Hang zur Trivialisierung."

In diesen 365 Tagen haben wir wirkungsvoll gezeigt...

• dass die Gruppe der Musikliebhaber eine bedeutsame Hörergruppe von NDR Kultur ist, die zu Recht darauf besteht, dass NDR Kultur für die Gebühren der Hörer den Kultur- und Bildungsauftrag nach § 5 des Rundfunkstaatsvertrages erfüllt und dass der NDR-Rundfunkrat wirklich "die Vielfalt der Meinungen der Bürger und Bürgerinnen" nach § 18 des NDR-Staatsvertrages "berücksichtigt"

• dass es wichtig und lohnenswert ist, Widerstand gegen den von den öffentlich-rechtlichen Sendern betriebenen Kulturabbau zu organisieren und eine Bürgerinitiative zu bilden - auch im Interesse der heranwachsenden Generation

• dass NDR Kultur tagsüber ein recht einfältiges und beliebig zusammengesetztes Musikprogramm hat - mit den Daten des Musikprogramms von NDR Kultur seit Mitte Mai 2004 können wir beweisen, dass Repertoirevielfalt bei NDR Kultur ein Fremdwort ist (bestimmte Einzelsätze mit bestimmten Interpreten werden bevorzugt, etliche sogar als Klassik-Schlager oft gesendet, während sehr vieles den Hörern vorenthalten wird)

• dass zum Beispiel innerhalb eines Jahres von der Eroica-Sinfonie von Beethoven der 3. Satz (Scherzo) 23 x gesendet wurde und von den anderen drei Sätzen nur der 4. Satz ein einziges Mal (mit einer Dauer von 6 Minuten passt der 3. Satz gut zu der Durchschnittszeit von 7 ½ Minuten pro Musikstück, die anderen Sätze sind etwa doppelt so lang)

• dass die vom NDR angepriesene "aktuelle Kulturberichterstattung" als Bühne für die NDR-Eigenwerbung dient und so wenig zu einem Musikprogramm passt wie Feuer zu Wasser: "Die Möglichkeit der Promotion im Programm bietet den Kooperationspartnern interessante Plattformen..." (Homepage NDR Media GmbH, Marketing, Lizenzprodukte)

• dass zum Beispiel das Hörbuch "Sucht mein Angesicht" von John Updike auf NDR Kultur gezielt beworben wird - die Koproduktion in der Reihe NDR Audio zwischen dem NDR und Hoffmann & Campe verpflichtet zur Berichterstattung, so dass der Hörer nicht weiß, ob er informiert oder beworben wird (beim "Buch der Woche", bei einem Veranstaltungsbericht aus Rostock, bei der "Hörprobe", 27 x bei "Am Morgen vorgelesen" usw.)

• dass sich die unrühmliche Praxis von NDR Kultur anschaulich in Stundenprotokollen und kleineren Ausschnitten dokumentieren lässt (zum Beispiel: 11.02.2005, 05.04.2005, 17.04.2005, 07./08.06.2005 und 12.06.2005) - es werden noch viele folgen.

Ab Juli will die Initiative mit einem neuen Informations-Flyer weitere Hörerkreise erreichen.

14. Juni 2005
Theodor Clostermann (Sprecher)

Initiative Das GANZE Werk
http://www.dasganzewerk.de
Aktueller E-Mail-Kontakt: dgw-nord@t-online.de (dgw-nord@t-online.de)

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