Korrespondenz mit NDR Kultur

Teil 4: Eine abschließende offizielle Information der HTG, im Anschluss an die dreiteilige, ironisch gemeinte Kritikreihe „Mein schönstes Hörerlebnis“ (Januar/Februar 2004)

Reinbek, 16. Februar 2004 (bzw. wiederholt und etwas ergänzt: 10. Mai 2004)

An die Internet-Kontaktecke von NDR Kultur, vom Vorsitzenden der Hamburger-Telemann-Gesellschaft, Gesellschaft für Kulturgeschichte Hamburgs im 18. Jahrhundert

Im Original ein Septett für 3 Oboen, 3 Violinen und Basso continuo

Das ist kein Trompetenkonzert von Telemann

NDR 3 bzw. Radio 3 hatte das Septett zum Beispiel 1992, 1995 und 1997 auf Originalinstrumenten gesendet: „Bringen Sie das doch mal wieder in einem direkten Vergleich.“

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An die Programmplaner und Moderatoren des NDR

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte freundlich darauf hinweisen, dass das Konzert, das Sie in letzter Zeit wiederholt als „Trompetenkonzert in B-Dur“ oder als „Konzert für 3 Trompeten in B-Dur“ gesendet haben, gar kein Trompetenkonzert von Telemann ist.

Auch wenn Herr Marsalis selbst alle 3 Solopartien spielt, die synchronisiert worden sind (nicht immer perfekt), ändert das nichts an der Tatsache, dass es im Original ein Septett für 3 Oboen, 3 Violinen und Basso continuo ist. Es steht im Telemann Werke-Verzeichnis unter TWV 44: 43.

Diese Nummer wird im übrigen auch von Sony für die CD angegeben (wenigstens nach dem Bielefelder Katalog). Es war schon die Unart von Maurice André, alle Oboenkonzerte dieser Welt - polemisch übertrieben formuliert - als Trompetenkonzerte auszugeben, zu spielen und zu verkaufen, von Albinoni über Telemann usw.

Das B-Dur-Septett (oder Concerto oder Konzert, das könnte man noch gelten lassen) ist dem NDR auch nicht unbekannt. So wurde es zum Beispiel im Februar 1992, moderiert von Hans-Heinrich Raab, in einer Aufnahme mit der musica antiqua Köln, im August 1995 aus Heide als Mitschnitt vom Schleswig-Holstein Musik Festival mit dem European Community Baroque Orchestra unter Roy Goodman und [ergänzt am 10. Mai 2004:] am 23. Dezember 1997 um 18:05 Uhr in der „Serenade“ mit der musica antiqua Köln (nach der Zeitschrift „Dampf-Radio“ 52/97) jeweils auf Originalinstrumenten gesendet.

Bringen Sie das doch mal wieder in einem direkten Vergleich.

Es grüßt Sie herzlich,
Ihr
Theodor Clostermann.

Vorsitzender der
Hamburger-Telemann-Gesellschaft
Gesellschaft für Kulturgeschichte Hamburgs im 18. Jahrhundert

Lesen Sie die anderen Teile der ironisch gemeinten Reihe „Mein schönstes Hörerlebnis“ mit dieser abschließenden offiziellen Information der HTG:
Teil 1: Wer hat nun gespielt? Weil ja vorher schon ein mündlicher Beitrag war, keine einzige Erklärung. - Reinbek, 26. Januar 2004
Teil 2: Der ganze „moderne“ Schnickschnack drumherum - 2. Reinbek, 10. Februar 2004
Teil 3: Carmen. Auf in den Kampf...? Nein! Erst kommt die nervige Erkennungsmelodie von NDR-Kultur! - Reinbek, 15. Februar 2004

Drei Nachträge zu den folgenden Ereignissen:

1. Abgesehen von der grundsätzlichen Antwort von Michael Schreiber, Musikchef von NDR Kultur, am 26. Februar 2004 auf die Reihe „Mein schönstes Hörerlebnis“ - eigentlich nur auf den ersten Brief - gab es keine Reaktion auf den konkreten Hinweis des falschen Trompetenkonzertes von Georg Philipp Telemann.

2. Nachdem der Brief am 10. Mai 2004 erneut eingeschickt worden war, gab es - zum einzigen Male - eine tatsächliche, Fakten schaffende Reaktion: der als „Trompetenkonzert in B-Dur“ laufende Satz wurde nicht umbenannt, nein, er wurde ganz einfach aus dem Musikrepertoire von NDR Kultur gestrichen!

3. Die weitere Auseinandersetzung mit Herrn Schreiber und Frau Mirow, der Wellenchefin von NDR Kultur, führte zur Resolution „Kritik an NDR Kultur“ der Hamburger Telemann-Gesellschaft (25. April 2004) und zur Gründung des Initiativkreises Das GANZE Werk (15. Juni 2004).