Das Ganze Werk - Korrespondenz

E-Mail des erbosten Hörers Schrader aus Burgdorf

Die Hörer bezahlen für die NDR-Eigenwerbung doppelt

NDR Kultur verspricht sich wahrscheinlich davon eine enorme Gegenwirkung zu den Angriffen der "Reform"-Kritiker

Burgdorf, 1. April 2005

Sehr geehrter Herr Clostermann,

seit etwa zwei Wochen erscheinen in der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" fast täglich Werbeanzeigen des NDR Kultur, in denen verschiedene Prominente, meist Künstler und Schauspieler wie Thomas Quasthofff, Christian Quadflieg, Maria Furtwängler und Volker Lechtenbrink mit der Aussage "Ich höre NDR Kultur" auftreten. Die Anzeigen sind recht aufwendig gestaltet, mit einem roten Balken unterlegt und mit einem Porträt des prominenten Werbeträgers geziert. Ich vermute, dass die gleichen Anzeigen auch in anderen Tageszeitungen zu finden sind. Übrigens scheinen dem NDR Kultur bereits die Prominenten auszugehen, denn alle der Genannten sind inzwischen bereits zum zweiten Mal aufgetaucht.

Der NDR Kultur verspricht sich wahrscheinlich davon, daß ein feinsinniger Künstler wie Thomas Quasthoff sich (vermeintlich) zu dem Häppchensalat des Senders bekennt, eine enorme Gegenwirkung zu den Angriffen der "Reform"-Kritiker. Abgesehen von dem fragwürdigen inhaltlichen Wert solcher (gekaufter?) Aussagen, stellt sich mir die Frage nach der Finanzierung. Ohne Zweifel wird ja diese Werbeaktion wie überhaupt die gesamte ausufernde Eigenwerbung des Senders aus Hörergebühren finanziert. Kann der Sender ohne Mitbestimmungsmöglichkeit der Gebührenzahler in dieser Weise eigenmächtig über die Einnahmen verfügen?

Bitte, betrachten Sie diesen Hinweis als Diskussionsbeitrag für die weitere Auseinandersetzung. Wir Hörer bezahlen ja für die Eigenwerbung des Senders doppelt: Durch die Zweckentfremdung der Gelder ebenso wie durch die Einschränkung der für den reinen Musikempfang verbleibenden Sendezeit.

Mit freundlichen Grüßen,
gez. Schrader

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