Kulturwellen im Nord-Süd-Profil

Ausgewählte Sternstunden

Literaturland Hessen - Der Radiotag in hr 2

Von Ludolf Baucke

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Mehr als 200 Veranstaltungen in 150 Dichterhäusern, literarischen Gesellschaften, Schulen, Bibliotheken und Archiven porträtierten am 6. Mai 2007 das Literaturland Hessen. Das Schönste daran - auch nichthessische Kulturfreunde konnten daran teilnehmen, wenn sie den Sender hr 2 einstellten. Dieser hatte sein Programm an diesem Sonntag zwischen 6 und 24 Uhr komplett umgestellt und als Radiotag ganz auf Dichtung in Hessen ausgerichtet.

Zu hören war dabei Unterhaltsames wie ab 8.05 Uhr ein Exkurs durch das von den Brüdern Grimm dokumentierte Märchenland oder ab 20.05 Uhr von Walter Renneisen in hessischer Mundart einschließlich ihrer mannigfaltigen Pointen perfekt präsentierte literarische Fundstücke, aber auch ganz bewegend in der Mittagszeit Peter Härtling im Gespräch über sein ganz persönliches Literaturland Hessen. Die Radiomacher gingen so passioniert ans Werk, dass immer wieder dem laufenden Satellit-Empfänger zugehört werden musste. Und ganz nebenbei blieb so manches Detail hängen - von dem in Heppenheim lebenden Martin Buber bis hin zu dem aus Wolfhagen stammenden Hans Staden, der 1574 das erste deutschsprachige Buch über Brasilien veröffentlichte.

Im Literaturland Hessen wurde die Musik nicht ausklammert. Paul Bartholomaei hatte dazu ohne Scheuklappen vor E- und U-Musik eigens eine fast zweistündige Zusammenschau arrangiert. Diese begann mit dem titelstiftenden Männerchorlied „Der Mai ist gekommen“, schwenkte sogleich zum Engelkonzert des in Hanau geborenen Paul Hindemith, präsentierte drei Instrumentalstücke des kulturbesessenen Landgrafen Moritz von Hessen, sendete wenig später „Unmilitärisches in E-Dur“, ein Klavierstück des mit Marburg zusammenhängenden einzigen Brahms-Schülers Gustav Jenner und öffnete ein Hörfenster in die Übertragungsgeschichte des Hessischen Rundfunks. Aus den Siebzigerjahren nämlich stammte die mit dem legendären Wagen Ü 1 gemachte Aufnahme des Marsches „Hessen voran“ mit dem Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Alsfeld.

Würde jedes Kulturprogramm der ARD so liebevoll, kenntnisreich und unverkrampft gestaltet und den Mut finden, aus gewohnten Schemata auszubrechen, reihten sich Sternstunden des Hörfunks wie Perlen an der Kulturkette.

Lesen Sie dazu aus den Veröffentlichungen der Initiative Das GANZE Werk (Nord):

• Radiokultur in Deutschland zweigeteilt?
Kulturwellen im Nord-Süd-Profil
Kurzfassung und Broschüre einer kollektiven Höraktion (8. August 2006, 15 bis 17 Uhr)
Programmvorschläge der Initiative Das GANZE Werk (Nord)
Beschluss vom 9. April 2006 für die Podiumsdiskussion am 8. Juni 2006 in Hamburg