Moderation auf NDR Kultur

Internationale Händel-Festspiele Göttingen: „Admeto“

NDR Kultur, 26. Mai 2009, 18.00-18.04 Uhr (Einführung) und 19.05-19.34 Uhr (Erste Pause)

Verlegenheiten des Moderators (früherer Tagesbegleitprogramm-Moderator)

Göttingen: Überall (f)liegen die Flyer

„Gefahrenzulage“ wegen der Enge durch zwei „quasi gegeneinander geparkte“ Cembali?

Von Bärbel Haude, Göttingen

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Das Göttinger Händelfest ist ein Event, bei dem NDR Kultur in besonderer und für Südniedersachsen eher ungewohnter Weise Präsenz zeigt – und die Gelegenheit für reichliche Eigenwerbung nutzt. Überall (f)liegen die Flyer, und beim Programmheft muss von Seiten der Händelgesellschaft penibel darauf geachtet werden, dass das NDR-Kultur-Logo auf nahezu jeder Seite erscheint.

Weniger genau nimmt man es mit der rundfunkjournalistischen Betreuung bei der Direktübertragung der Premiere von „Admeto“ am 26. Mai 2009 (Regie: Doris Dörrie). Anstelle einer sachlichen Information über die Göttinger Aufführung las der Moderator, wohl als atmosphärischen Türöffner, gleich zu Beginn einen Text von Johann Joachim Quantz vor, der eine Aufführung von „Admeto“ in London begeistert miterlebt hatte: „Johann Joachim Quantz, der war dabei im Frühjahr 1727 bei einer der 19 Aufführungen.“ Man hat dem Moderator diese autobiographische Notiz des berühmten Händel-Zeitgenossen wohl nahegelegt, weil Quantz aus Scheden bei Göttingen stammte und „Admeto“ nun gleichsam an dessen Geburtsort zurückgekehrt ist. Solches Hintergrundwissen interessiert aber keinen NDR-Moderator. Der Moderator weiter: „Quantz hat festgehalten: ‚Das war eine großartige Oper.‘ Und diese Oper, die bringen wir Ihnen heute Abend auf die Bühne bzw. von dort direkt ins Radio live. Über die Europäische Rundfunkunion sind außerdem dabei...“ Alles in allem eine „Moderation“, wie man sie von NDR Kultur seit 2004 gewohnt ist. Wenn man die Festspielübertragungen anderer Sender kennt, ist es einem nachgerade peinlich vor den Hörern in aller Welt, die diese Einleitung mit angehört haben (es wurden sechs Länder genannt).

In der ersten Pause hatte der Moderator dann seine liebe Not, sich über die historische Aufführung einer Barockoper zu äußern. In aller Naivität und mühevoller Wortfindung bestaunte er die zwei Cembali, die im Orchestergraben „quasi gegeneinander ineinander geparkt“ waren (wozu wohl?), und fragte eine der weitgereisten „Cellisten aus der Cellogruppe“ von Nicolas McGegans Festspielorchester allen Ernstes, ob sie für das Spiel in solcher Enge nicht „Gefahrenzulage“ verlangen könnte.

Verfasst am 27. Mai 2009

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