Das GANZE Werk - Presseschau

Braunschweiger Zeitung, 11. Januar 2005

Romannbrief und vier Leserbriefe zu:
Norddeutsche Häppchen-Diät (Braunschweiger Zeitung)

Herr Romann kritisiert den Verfasser und - logisch - die Initiative
Die vier Leserbriefschreiber unterstützen die Initiative

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Leser schreiben: Programmreform bei NDR-Kultur

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Artikel vom
6. Januar 2005
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Leserbrief
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Leserbrief

Romannbrief: Autor übernimmt Bewertung der Kritiker

Zum Bericht "Norddeutsche Häppchen-Diät" (6. Januar) nimmt NDR-Programmdirektor Gernot Romann Stellung:

"Mit Erstaunen habe ich den Artikel gelesen. Die Darstellung der Programmreform erscheint mir - beachtet man journalistische Kriterien auch nur ansatzweise - unausgewogen. Der Autor macht sich nahezu komplett die Bewertung von Herrn Clostermann zu eigen. Von meinen ausführlichen Antworten auf drei mir gestellte Fragen finden sich in dem Artikel nur wenige Worte, vermutlich, weil sich nicht zu einer offenkundig vorgefassten Meinung passten.

So habe ich Beispiele für die hohe Akzeptanz der Reform durch einen Teil der Stammhörer und durch neue Hörer genannt (Mediaanalyse).

Aber offenkundig hat der Autor auch Probleme mit Zahlen. Seine Zahlen sind irreführend. Richtig ist: Seit Reformstart ist die Anzahl der Hörer gestern bundesweit von 214.000 auf 242.000 Hörer gestiegen. Im NDR-Gebiet konnte die Reichweite im vergleichbaren Zeitraum sogar um 51.000 auf 203.000 Hörer gestern verbessert werden.

Unverständlich ist vor allem, dass der Autor Herrn Clostermanns Erwartungen an den Programmausschuss zitiert. Der Ausschuss hat bereits am 7. Dezember 2004 getagt - und hat die Forderungen der Initiative 'Das ganze Werk' zurückgewiesen und die Reform von NDR-Kultur ausdrücklich begrüßt."

Anmerkung:
Der Terminverweis auf den 7. Dezember 2004 von Herrn Romann steht zum Beispiel im Widerspruch zu der öffentlichen Ankündigung "im kommenden Januar" des damaligen Vorsitzenden des Rundfunkrats, Herrn Dr. Kutz, in einem Artikel der Zeitschrift «M» MENSCHEN - MACHEN - MEDIEN 11/2004, vorletzter Absatz, und zum Inhalt eines Telefonats des Sprechers der Initiative mit der Vorsitzenden des Rundfunkrats, Dagmar Gräfin Kerssenbrock, am 15. November 2004.
Am 18. Januar haben wir erfahren, dass der Programmausschuss tatsächlich am 7. Dezember 2004 - einen Monat früher als vorher öffentlich angekündigt - ausführlich und am 11. Januar 2005 kürzer das Programm von NDR Kultur behandelt und eine Stellungnahme beschlossen hat.

In der Zeitungsversion folgt hier folgendes Bild:
Das NDR-Symphonie-Orchester unter Leitung von Günter Wand spielt eine die Symphonie von Anton Bruckner.

Vier Leserbriefschreiber: Hörer haben Anspruch auf Kultur

Zu "Norddeutsche Häppchen-Diät" vom 6. Januar:

Ihr Artikel "Norddeutsche Häppchen-Diät" ist uns aus der Seele gesprochen. In gleicher Sache hatte ich mich schon einmal an den NDR gewandt. Am schlimmsten ist wirklich immer die Eigenwerbung. Mit einem klassischen, also kulturellen Programm wird man immer nur eine Minderheit erreichen, damit muss sich der Rundfunk abfinden, aber auch diese Minderheit hat ein Anrecht auf ein anständiges Programm!

Dr. med. Ludwig Brüning,
Helmstedt

Kritiker haben Recht

...in der Sparte Kultur kann ich den Kritikern der Programmreform des NDR nur zustimmen. Es ist bedauerlich, dass die Rundfunkanstalten ihren Bildungsauftrag sträflich vernachlässigen und immer mehr zu Marktunternehmen werden.

Was im Kulturprogramm des NDR unter dem Begriff "Klassik" geboten wird, trägt nicht zur Bildung des Volkes bei: Barock, Klassik, Romantik (zum Teil in unangemessener Verpackung), Jazz und Popmusik bis zu Songs von Frank Sinatra werden den Hörern als Klassik verkauft.

Von neuer E-Musik hört man allerdings experimentelle Machwerke. Anlässlich eines Interviews mit der Zeitschrift "Die Bunte" äußerte sich der ehemalige Dirigent Günter Wand so: "In dieser lächerlichen Welt stimmt nichts mehr!"

Karl-Heinz Höne,
Wolfenbüttel

Substanzverlust ist spürbar

Ihrem Artikel über den von vielen Hörern geäußerten Substanzverlust von NDR "Kultur" möchte ich voll beipflichten. "Kultur hat ein Programm". Diese Werbung ist doch wohl erheiternd. Ein angewiesenes Programm gibt es doch gar nicht mehr, nur noch Focus x, y, z. Musikalisches wird nur noch satzweise dosiert überreicht. Ich schalte auf andere Sender um (speziell Hessen II) in dem Bewusstsein, dass unser regionaler SendeBetrieb vom Niveau her ziemlich am unteren Ende der öffentlichen Hör-Funk-Anstalten liegt.

Bodo Lohmann,
Braunschweig

NDR hat einen Auftrag

Nicht das Abendprogramm (es bietet viel, hat aber relativ wenige Hörer) ist Teil der Kritik, sondern die Zeit von 6 bis 19 Uhr. Die Initiative "Das ganze Werk" und ihre Anhänger streben unter anderem an, dass "NDR Kultur" auch tagsüber mindestens in einer Dauer von vier Stunden wieder aus verschiedenen Epochen komplette Sinfonien, Konzerte sendet, die derzeit den Hörern fast nur noch satzweise zugeteilt werden. Und insofern gibt es nicht scharfe oder schärfste Kritiker des NDR, sondern nur Musikliebhaber, die sich gegen die Verflachung der Kultur aussprechen und damit gegen das Diktat von Programmgestaltern. Außerdem hätte ich einen Hinweis nett gefunden, dass man sich der Initiative "Das Ganze Werk", Sandkamp 4, 21465 Reinbek anschließen und hier auch mitwirken kann, zumindest mit der Unterschrift gegen die Verstümmelung von musikalischen Einheiten; die Homepage www.dasganzewerk.de bietet umfassenden Einblick.

Der NDR wird als öffentlichrechtlicher Sender von Gebührenzahlern finanziert und hat einen Bildungs- und Kulturauftrag. Gerade da Musikunterricht an Schulen immer weiter zurückgedrängt wird, sollte die Erfüllung dieses Auftrages ein Anliegen sein.

Inge Kossebau,
Braunschweig

Romannbrief und vier Leserbriefe zu:
Norddeutsche Häppchen-Diät (Braunschweiger Zeitung)
Ein Jahr nach der Programmreform ist die Kritik an NDR-Kultur nicht verstummt

Noch ein Leserbrief (13. Januar 2005): NDR-Kultur hat gutes Programm

Ein weiterer Leserbrief (21. Januar 2005): Titel werden nicht genannt