Das GANZE Werk - Zur Diskussion gestellt

Karikatur zu Detigs Einfall - Da sitzen alle ARD-Intendanten an einem großen Konferenztisch, unterschreiben das Goebbels-Zitat
... und RBB-Musikchef Detig moderiert, für Das Erste.

Musikredakteur Demmler alarmiert drei ARD-Intendanten

Teil 3: Zwei Ereignisse nach Detigs Moderation
mit dem Goebbels-Zitat


Von Theodor Clostermann, Das GANZE Werk

Hintergrund:
Das neue RBB-Kulturradio-Konzept mit dem Kulturverfall

Der Hintergrund des aktuellen Konflikts beim RBB ist das Konzept für den Sender:

Das Konzept steht

Das neue Kulturprogramm ist während der Tageszeit als Begleitprogramm konzipiert. Damit ist es auch attraktiv für die Kulturinteressierten, die tagsüber aus beruflichen oder anderen Gründen keine langen monothematischen Sendungen hören können.

Am Abend und an den Wochenenden prägen längere Wort- und Musikstrecken das Programm - Spezialsendungen aus den Bereichen Musik, Literatur, Feuilleton, außerdem Dokumentationen, Gespräche, Features und Hörspiele.
Neues Kulturradio, Presseerklärung des RBB, 20. August 2003

Diese Aufteilung in Flach- und Hochkultur hört sich in der Sprache der „Berliner Morgenpost“, die das Konzept von RBB-Kulturradio von Anfang an heftig verteidigt hat, so an:

„Dieses Kulturradio ist keine verstaubte Kiste, es kommt direkt aus dem Leben, hat das schwere Bildungsgut auf die Zeit nach 18 Uhr verbannt.“
Berliner Morgenpost, 2. Dezember 2003

Die Neue Musik, die der Musikredakteur Martin Demmler betreut, ist Opfer dieses Konzepts. Indem alle anspruchsvolleren kulturellen Sendungen - mit Ausnahme einer halbstündigen Lesung seit dem 1. April 2004 - auf den Abend oder auf das Wochenende verlegt wurden, wurde es dort eng. Für die Neue Musik wurden entsprechend Sendeplätze verringert und der Etat drastisch beschnitten. Die Neue Musik musste sich mit einem deutlich geringeren Stellenwert zufriedengeben. Demmlers direkter Vorgesetzte Dr. Christian Detig ist ein verantwortlicher Verfechter für diesen Kurs. Dazu diente auch die Moderation mit dem Goebbels-Zitat.

Die Moderation mit dem Goebbels-Zitat von Musikchef Detig

Am Montag, den 30. Mai 2005, lief Detigs Einfall mit dem Goebbels-Zitat zur Radiokultur über den Äther (ausführliche Behandlung in Teil 2 dieses Dossiers). Öffentlich. Im Sender dokumentiert, von Radiohörern verfolgt, mitgeschnitten. Wochen später wird es heißen, der Musikredakteur für Neue Musik, Martin Demmler, sei ein „Denunziant“. Kann man eine Radiosendung oder deren Moderator verpfeifen, denunzieren? Sind diejenigen, die vor einer Woche mit zeitlicher Verzögerung die Zitate eines Wahlkampf-Ministerpräsidenten über die Ostdeutschen bekannt machten, „Denunzianten“? Hatten Detig oder Stoiber gar ein Copyright auf ihre Worte? Wohl nicht. Man weist auf ein bestehendes öffentlich geäußertes Dokument oder dessen Autor hin und macht es einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Für Das GANZE Werk ist dies zum Beispiel ein bewährtes Instrument geworden, um die Schwächen und Fehler von NDR Kultur zu dokumentieren.

Ereignis 1 am 5. Juni 2005:
Die etwas andere Moderation von Musikredakteur Demmler

Haus des Rundfunks. Haus der Goebbels-Rede 1936 und Haus von Detigs Moderation mit dem Goebbels-Zitat.

5. Juni 2005, Haus des Rundfunks, Großer Sendesaal, 197. und letztes Konzert der Reihe „Musik der Gegenwart“. Moderation von Martin Demmler vor dem letzten Werk. Auch über den Äther. Öffentlich. Im Sender dokumentiert, von Radiohörern verfolgt...:

Das letzte Stück des heutigen Abends stammt von Ludwig van Beethoven, und das ist keineswegs ein Zufall. In gewisser Weise ist dieses Konzert heute das letzte der Reihe „Musik der Gegenwart“. In Zukunft wird es nur noch zwei Projekte mit Neuer Musik mit dem Deutschen Symphonie Orchester Berlin pro Jahr geben, beide dann immer im Januar im Rahmen des Festivals „UltraSchall“. Die Reihe „Musik der Gegenwart“ jedoch mit bislang vier Orchesterkonzerten pro Jahr wird vom RBB in dieser Form nicht fortgesetzt.

Dieser Reihe, aber auch der Neuen Musik allgemein, ist immer wieder der Vorwurf gemacht worden, es gebe kein Publikum für diese Musik oder allenfalls ein sehr kleines. In der Tat ist dies keine massentaugliche Musik, aber das ist kein ganz neues Phänomen. Davon konnte schon der späte Beethoven ein Lied singen. Als Beethoven seine Große Fuge für Streichquartett op. 133 schrieb, da stieß er mit dieser Musik allenthalben auf Ablehnung und Unverständnis. Nur ein ganz kleiner Kreis von Musikern und Musik-Enthusiasten war damals bereit, sich mit dieser Musik ernsthaft auseinanderzusetzen.

Beethoven hatte dieses Stück zunächst als Schlusssatz seines Streichquartetts B-Dur op. 130 vorgesehen. Aber das Stück war von solcher Modernität, dass Beethovens Verleger ihn um einen anderen Schlusssatz bat, den Beethoven dann auch lieferte. Die Große Fuge wurde dann separat veröffentlicht. Was könnte also als Abschluss dieser Konzertreihe besser passen als die Große Fuge von Beethoven?

Und wie es der Zufall so will, hat Manuel Hidalgo diese Fuge für Orchester bearbeitet, 1992. Er hält sich in seiner Orchesterfassung streng an die Vorlage Beethovens. Lediglich kleine Hinzufügungen wie etwa den Einsatz der Pauken zu Beginn hat er sich gestattet. Ludwig van Beethoven: Große Fuge für Streichquartett op. 133 für Orchester bearbeitet von Manuel Hidalgo 1992. Es spielt wieder das Deutsche Symphonie Orchester Berlin, Leitung: Peter Rundel.

Eine sachliche und bescheidene Moderation zu einem einschneidenden, schwerwiegenden Ereignis.

FAZ: Die Verantwortlichen schaffen „Musik der Gegenwart“ ab,
ohne „ein als ‚kulturbewußt‘ zu bezeichnendes Verhalten“

Dankenswerterweise hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) das Konzert am 7. Juni 2005 in einem Bericht von Eleonore Büning dokumentiert, gewissermaßen journalistisch aufgezeichnet. Auch wenn RBB-Pressesprecher Ulrich Anschütz später da auch schon an dem FAZ-Text in einem Leserbrief herumgekrittelt, der Zusammenhang zwischen dem kulturell verflachten Sendekonzept von RBB-Kulturradio und der Verringerung der Konzerte für Neue Musik wird in der FAZ anschaulich beschrieben:

Der Dirigent des Abends, Peter Rundel, erklärte, er persönlich höre kein Radio mehr - vor allem nicht die „Kultur“-Welle des RBB (Rundfunks Berlin-Brandenburg), auf der er soeben selbst zu hören war. Inhaltsloses Geplapper, dargereicht zu häppchenweise heiterer Barockmusik, so etwas ertrage er nicht länger. (...) Rundel, der das live übertragene Funkkonzert zwar im Auftrag des RBB dirigierte und gemeinsam mit Musikredakteur Martin Demmler programmiert hatte, geht mit seiner Kritik kein berufliches Risiko ein. Nicht mehr. Das Konzert war sowieso das letzte dieser Art: „Musik der Gegenwart“ ist abgeschafft worden. Kurzerhand, auf Anweisung von oben, ohne Presseerklärung und ohne viel Aufhebens. Kläglich, fast möchte man sagen: heimlich. Man wartete nicht die runde Zweihundert ab. Es kam nicht mal zu einer ordentlichen Abschiedsfeier, geschweige denn gab es eine Begründung zu hören, eine Art Rückschau auf fünfzig Jahre Musikgeschichte der Moderne, die der Sender mit dieser Konzertreihe geschrieben hatte, oder sonstwie ein als „kulturbewußt“ zu bezeichnendes Verhalten der Verantwortlichen. Musikchef Christian Detig, der den Beschluß befürwortet, Wellenchef Wilhelm Mateijka, der ihn herbeigeführt hatte, saßen zwar im Publikum. Sagten aber kein Wort. Oder vielmehr doch immerhin halböffentlich, nach der Pause, im Vorbeistreifen an der Sitzreihe der Musikkritiker, meinte letzterer: „Jetzt wird es leiser werden.“

Gemeinsam bei einem Konzert, aber mit entgegengesetzten Interessen: Ein aufrechter und durch die Entwicklung enttäuschter Musikredakteur Demmler und sein Musikchef Christian Detig, an diesem Abend in der Defensive, beim Aussitzen des letzten Konzerts der Reihe.

Demmler: Ein Konflikt nagt

Ich kann die Situation von Martin Demmler - denke ich - gut nachempfinden. Erst wird ihm wegen des RBB-Kulturradio-Konzepts sein Arbeitsgebiet immer mehr unter den Füßen weggezogen. Und dann wird er als Kritiker dieses Konzepts zusammen mit den Vertretern für mehr Kultur im Sender auch noch von seinem Vorgesetzten mit dem Goebbels-Zitat gekränkt, beleidigt, verhöhnt, vielleicht sogar provoziert, so etwa nach dem Motto: was der Sender heute will, ist ein allgemeingültiges, ehernes Prinzip. Was den vorhandenen Spott betrifft, drängt sich ein Vergleich mit NDR-Hörfunkdirektor Gernot Romann auf, der uns vom GANZEN Werk, die wir uns - gegen den Kulturverfall - für 4 Stunden Musiksendungen zwischen 6 und 19 Uhr mit ganzen Werken und ohne Eigenwerbung engagieren, als „Kultur-Ajatollahs“ bezeichnet. Beides eine unerträgliche Situation.

Und da hat - so kommt es mir vor - Demmler intuitiv richtig einen besonderen Fehler von Detig aufgegriffen.

»Das Programm des Rundfunks muss so gestaltet werden, dass es den verwöhnteren Geschmack noch interessiert und dem anspruchslosen noch gefällig und verständlich erscheint. Dabei soll besonderer Bedacht auf die Entspannung und Unterhaltung gelegt werden, weil die weitaus überwiegende Mehrzahl aller Rundfunkteilnehmer einen Anspruch darauf hat, in den wenigen Ruhe- und Mußestunden auch wirklich Entspannung und Unterhaltung zu finden. Demgegenüber fallen die wenigen, die nur von Kant und Hegel ernährt werden wollen, kaum ins Gewicht.« Zitatende. Und ich behaupte mal, das könnte so ohne große Abstriche jeder ARD-Intendant auch unterschreiben (...).

Detig: im Namen „jedes ARD-Intendanten“

Moment... Außer dem gekürzten Goebbels-Zitat und Detigs weitgehender Zustimmung zum Inhalt sind da ja auch noch: die ARD-Intendanten. Ganz abgesehen davon, dass er sich arrogant mit ihnen in eine Reihe stellt, spricht er in deren Namen. Mit der einzigen Einschränkung, „könnte“ - wie bei sich selbst. Wie kommt Detig überhaupt dazu?

Ja, und noch mehr! Verbal unterschreibt er angedacht für jeden ARD-Intendanten das Goebbels-Zitat:

...ich behaupte mal, das könnte so ohne große Abstriche jeder ARD-Intendant auch unterschreiben (...).

Man stelle sich Detigs Einfall einmal bildlich vor: Da sitzen alle ARD-Intendanten an einem großen Konferenztisch und unterschreiben das Goebbels-Zitat. Und RBB-Musikchef Detig moderiert, für Das Erste...

Ist das vielleicht verbale Urkundenfälschung? Nein, noch nicht, die Intendanten „könnten“ und sollten es ja selbst machen. Aber es ist immerhin eine im Namen der Intendanten vorweggenommene und nur schwach in Frage gestellte Entscheidung. Ist es damit eine Beleidigung, weil an allen ARD-Intendanten der Makel der Zustimmung zum Goebbels-Zitat hängenbleibt? Ohne dass sie selbst etwas davon wissen?

Egal, wie relevant es auch immer juristisch wäre, auch dieser Einfall mit den Intendanten ist unhaltbar. Es liegt auf der Hand, dass es einen langjährigen ARD-Redakteur, erst recht einen schon gedemütigten, zum Widerspruch herausfordern kann.

Was folgt daraus?

Ereignis 2: Demmler schreibt an drei Intendanten der ARD

Demmler wendet sich an einige, denen Detig unterstellt, sie „könnten“ das Goebbels-Zitat „unterschreiben“: an die Intendanten vom NDR, RBB und WDR. Dies halte ich in der Situation für den richtigen Schritt: statt den Konflikt öffentlich an die große Glocke zu hängen, hätte der Widerspruch intern geregelt werden können, zum Beispiel durch eine Geste von Musikchef Detig oder durch eine Erklärung des Senders RBB.

Alle veröffentlichten Informationen - in der Presse und vom RBB - bestätigen, dass Demmler diesen Weg gegangen ist, dass er die drei Intendanten alarmiert hat und dass er also versucht hat, den Schatten des Goebbels-Zitats von den ARD-Intendanten und damit von der ganzen ARD zu nehmen. Das nenne ich Zivilcourage.

Ein Fehler - im Eifer des Gefechts?

Wie schickt man als der Wahrheit verpflichteter und herausgeforderter ARD-Redakteur einen Brief an verschiedene Intendanten? Auf dem Dienstweg über seine Vorgesetzten? Sein Dilemma: Ein Brief, der von Detigs Moderation mit dem Goebbels-Zitat berichtet, ist inhaltlich zugleich eine Beschwerde gegen seinen Vorgesetzten. Demmler hat unter verschiedenen Möglichkeiten den Weg gewählt,

nicht unter seinem Namen, sondern unter dem Namen des freien Kulturradio-Mitarbeiters M., der mittlerweile in den USA lebt zu schreiben. Er habe einen „Aussetzer“ gehabt. (Der Tagesspiegel, 11. August 2005)

Der Name M. entsprach nun nicht der Wahrheit. Ich glaube aber, dass klar ist, dass ein Musikredakteur in einer solchen hierarchischen Abhängigkeit nach den vorher durchlebten Situationen diesen Schritt des falschen Absenders nicht gemacht hat, um sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen oder um den ehemaligen Mitarbeiter M. in Verruf zu bringen. Ich kann auch nicht erkennen, dass Demmler M. „denunziert“ hätte. Vielmehr scheint es mir eine Verlegenheitslösung dafür zu sein, dass er in seinem Drang, ARD-Intendanten über den Missbrauch ihres Namens und den der ARD zu informieren, keine richtige Lösung fand.

Und wenn der eigene Chef schon vom Unterschreiben spricht:

...ich behaupte mal, das könnte so ohne große Abstriche jeder ARD-Intendant auch unterschreiben (...).

geben diese Worte dann nicht auch eine gewisse Anregung zu einem solchen Schritt?


Noch kennen nur kleine Kreise Detigs Moderation mit dem Goebbels-Zitat. Ansonsten weiß die allgemeine Öffentlichkeit nichts...

Letzte redaktionelle Änderung: 21. August 2005

Lesen Sie die Fortsetzung

Zweierlei Maßstab des RBB
Riesenhaft hier
Der kritische Musikredakteur wird als „Straftäter“ und „Denunziant“ entlassen
Zwergenhaft da
Schonend wird die Moderation mit dem Goebbels-Zitat als „nicht glücklich“ kritisiert

Lesen Sie die einzelnen Teile des RBB-Dossiers

Teil 1: Dokumentation - Moderation und Original-Zitat
Teil 2: Sinkende Hörerzahlen treiben schon seltsame Blüten
Zustimmung, Leichtfertigkeit oder Naivität im Umgang mit einem Zitat von Goebbels?
Ein Zitat, das dem systematischen Ausbau der NS-Herrschaft diente, darf nicht für die Kulturradio-Debatte missbraucht werden!
Teil 3: Musikredakteur Demmler alarmiert drei ARD-Intendanten
Karikatur zu Detigs Einfall - Da sitzen alle ARD-Intendanten an einem großen Konferenztisch, unterschreiben das Goebbels-Zitat...
... und RBB-Musikchef Detig moderiert, für Das Erste.

Teil 4: Zweierlei Maßstab des RBB
Riesenhaft hier
Der kritische Musikredakteur wird als „Straftäter“ und „Denunziant“ entlassen
Zwergenhaft da
Schonend wird die Moderation mit dem Goebbels-Zitat als „nicht glücklich“ kritisiert
Teil 5: Offener Brief zum Goebbels-Zitat
an die Intendantin des RBB und an die Intendanten von NDR und WDR:
„Ich möchte Sie bitten, derartiges in der ARD nicht zuzulassen.“
und die Antwort vom WDR.
Teil 6: Antwort der Intendanz des RBB
„Sie wissen, dass es hausintern eine kritische und konstruktive Debatte
über die Moderation von Christian Detig am 30. Mai 2005 gegeben hat“

Teil 7: Kein leichtfertiger Umgang mit dem Goebbels-Zitat zum Rundfunk!
3 Bilder als Mahnung und 3 Texte zum Nachdenken (Goebbels, Pohle, Detig)

„... Aufgabe, die Hörermasse empfangswillig zu machen für die Stunden, in denen der Staatsbürger angesprochen, informiert, beeinflußt werden sollte.“
Teil 8: Linkliste
a. Das Radio als Propaganda-Instrument in der NS-Zeit (weiterführende Literatur)
b. Zeitungsartikel zur Debatte über RBB-Kulturradio
c. Liste programmatischer Erklärungen zu NDR Kultur

Hier noch einmal - dokumentiert - das vollständige Zitat der Moderation:

RBB-Kulturradio: 30. Mai 2005. 07.09 Uhr.
Moderator: Dr. Christian Detig, Musikchef und Vizewellenchef Kulturradio

Da schlägt das Trommlerherz natürlich höher, Georg Friedrich Händel, La Réjouissance aus der Feuerwerksmusik, gespielt vom Ensemble [xy], neun Minuten nach sieben, sieben Uhr und neun.
Achtung Zitat: »Das Programm des Rundfunks muss so gestaltet werden, dass es den verwöhnteren Geschmack noch interessiert und dem anspruchslosen noch gefällig und verständlich erscheint. Dabei soll besonderer Bedacht auf die Entspannung und Unterhaltung gelegt werden, weil die weitaus überwiegende Mehrzahl aller Rundfunkteilnehmer einen Anspruch darauf hat, in den wenigen Ruhe- und Mußestunden auch wirklich Entspannung und Unterhaltung zu finden. Dem gegenüber fallen die wenigen, die nur von Kant und Hegel ernährt werden wollen, kaum ins Gewicht.« Zitatende.
Und ich behaupte mal, das könnte so ohne große Abstriche jeder ARD-Intendant auch unterschreiben, ich übrigens auch, ich lasse es aber lieber, denn dieses Zitat stammt von - bitte anschnallen! - Joseph Goebbels.
Der Mann ist immer noch für Überraschungen gut und längst wissen wir noch nicht alles. Das Leben von Joseph Goebbels ist jetzt Theater geworden und zwar im Deutschen Theater. Die Frühkritik um sieben Uhr fünfundvierzig.

Und hier das vollständige Goebbels-Zitat:

»Das Programm des Rundfunks muß so gestaltet werden, daß es den verwöhnten Geschmack noch interessiert und dem anspruchslosen noch gefällig und verständlich erscheint. Es soll in einer klugen und psychologisch geschickten Mischung Belehrung, Anregung, Entspannung und Unterhaltung bieten. Dabei soll besonderer Bedacht gerade auf die Entspannung und Unterhaltung gelegt werden, weil die weitgehend überwiegende Mehrzahl aller Rundfunkteilnehmer meistens vom Leben sehr hart und unerbittlich angefaßt wird, in einem nerven- und kräfteverzehrenden Tageskampf steht und Anspruch darauf hat, in den wenigen Ruhe- und Mußestunden auch wirklich Entspannung und Erholung zu finden. Demgegenüber fallen die wenigen, die nur von Kant und Hegel ernährt werden wollen, kaum ins Gewicht.«

Quelle: Joseph Goebbels, Rede zur Eröffnung der Rundfunkausstellung 1936, Abdruck in „Mitteilungen der RRG“, Nr. 501 vom 28. August 1936, Bl. 4.
Zitiert in: Heinz Pohle, Der Rundfunk als Instrument der Politik - Zur Geschichte des deutschen Rundfunks von 1923/38, Hamburg 1955, S. 281 f.