Das GANZE Werk - Presseschau

Hamburger Abendblatt, 8. Dezember 2005

Ein Artikel zur Gebührendiskussion und zu den Kooperationsverträgen des NDR

Hausrecht für das NDR-Orchester

Elbphilharmonie: Neue Pläne. Heute soll eine Vereinbarung im Rathaus unterzeichnet werden.

Von Joachim Mischke

Hamburg - Das NDR-Sinfonieorchester soll offenbar Residenz-Orchester in der Elbphilharmonie werden. Das bestätigte gestern die Pressestelle des Senats. Heute wollen NDR-Hörfunkdirektor Gernot Romann und Kultursenatorin Karin von Welck in Anwesenheit von Bürgermeister Ole von Beust und NDR-Intendant Jobst Plog eine Vereinbarung im Rathaus unterzeichnen. „Die Verbindung zwischen einem Konzertsaal von höchstem Niveau mit einem Sinfonieorchester von internationaler Reputation ermöglicht beiden Seiten weit tragende Zukunftsperspektiven“, hieß es.

Vergleichbar mit dem Vorbild des WDR in der Kölner Philharmonie will sich der Sender langfristig finanziell engagieren: Im Gespräch soll eine Beteilung bei den Kosten für die Tontechnik sein sowie eine größere Zahl von Konzerten, durch die der NDR zu einer konstanten Einnahmequelle würde. Auch eine Beteiligung an den Betriebskosten ist denkbar. Für den NDR wäre diese Regelung sehr attraktiv, da ihm bislang ein „eigener“ Konzertsaal in Hamburg fehlte. Das Rolf-Liebermann-Studio, vor einigen Jahren kostspielig renoviert, wird vor allem als Probesaal genutzt. Die Mitfinanzierung des NDR soll allerdings weder an die Einflußnahme auf die Gesamtprogrammgestaltung von Elbphilharmonie und Laeiszhalle gekoppelt sein noch an die Personalie des Generalintendanten, der bis Mai 2006 gefunden sein soll.

Die Einbeziehung des NDR leistet Spekulationen Vorschub, es könnte zu einer Verbundlösung kommen, bei der NDR und Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF), involviert über die entsprechenden Führungskräfte, entscheidende Bestandteile wären: SHMF-Intendant Rolf Beck ist auch Chef aller NDR-Klangkörper, sein Vize Christian Kuhnt ist mittlerweile auch Programmplaner für die Laeiszhalle. Die Kulturbehörde dementierte eine Meldung im „Flensburger Tageblatt“, Kuhnt habe einen Beratervertrag für die Elbphilharmonie. SHMF-Verwaltungsdirektor Gereon Röckrath ist inzwischen Geschäftsführer der Laeiszhalle. Und den „Lübecker Nachrichten“ sagte Beck: „Die Elbphilharmonie kann sich für das SHMF sehr positiv als neue Spielstätte auswirken.“

Unklar ist, welche Argumente die Kultursenatorin eingesetzt hat, damit sich das Philharmonische Staatsorchester der Stadt Hamburg in sein Schicksal fügt, nicht zum Hausorchester der Elbphilharmonie zu werden. Generalmusikdirektorin Simone Young wollte keinen Kommentar abgeben. Sie hat sich vor Unterzeichnung ihres Vertrags zusichern lassen, daß ihre Philharmoniker personell aufgestockt werden. Gab es weitere strukturelle Versprechungen aus der Kulturbehörde, um diese bittere Pille zu versüßen?