Das GANZE Werk - Presseschau

Hamburger Abendblatt, 14. Juli 2007

Das erste Interview mit dem neuen Intendanten

Interview: Karin Franzke

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Lutz Marmor (53) war von 1995 bis 2006 Verwaltungsdirektor des NDR, ehe ihn sein Heimatsender WDR in gleicher Position und als Stellvertretenden Intendanten nach Köln holte. Er ist in zweiter Ehe verheiratet und hat eine erwachsene Stieftochter.

Abendblatt: Herr Marmor, hätten Sie damit gerechnet, dass Sie so schnell wieder zu¬ rück nach Hamburg ziehen?

Lutz Marmor: Nein, natürlich nicht. Diese Entwicklung war nicht vorherzusehen. Aber ich freue mich auf den Norden und auf die große Aufgabe, die mich hier erwartet.

Abendblatt: Mit welchem Programm haben Sie zuerst den Verwaltungsrat und jetzt auch die Rundfunkratsmitglieder überzeugt?

Marmor: Beide Gremien haben sich ein genaues Bild von mir gemacht und sind zu der Überzeugung gelangt, dass ich den NDR, ein journalistisches Unternehmen mit hervorragendem Ruf, erfolgreich in die Zukunft führen kann. Ich habe dargelegt, dass der NDR mit seinen vielfältigen, qualitativ hochwertigen Programmangeboten für die digitale Zukunft gut gerüstet ist und dass es mehr denn je darauf ankommen wird, die knapper werdenden Finanzmittel effizient einzusetzen.

Abendblatt: Es war ja eine langwierige Auswahlzeit...

Marmor: So langwierig war die Auswahlzeit gar nicht. Herr Plog hat Ende Mai erklärt, dass er im Januar 2008 ausscheiden wird. Jetzt haben wir Mitte Juli. Der Rundfunkrat hat seine Entscheidung über den neuen Intendanten zum frühesten Zeitpunkt getroffen, den der NDR-Staatsvertrag zulässt.

Abendblatt: Wie wirkt sich das politische Hickhack auf das Amt aus?

Marmor: Hickhack ist Ihre Formulierung, die ich mir so nicht zu eigen machen möchte. Man sollte Berichte über angebliches Hickhack nicht überbewerten. Ich werde mein Amt unabhängig führen. Verpflichtet fühle ich mich den Gebührenzahlerinnen und Gebührenzahlern.

Abendblatt: Ihnen eilt der Ruf als Zentralist voraus, einer, der den standortpolitischen Interessen der vier Staatsvertragsländer nicht so viel Freiraum zugesteht...

Marmor: Mit dieser Beschreibung fühle ich mich nicht richtig eingeordnet; ich weiß auch nicht, ob ich wirklich einen solchen Ruf habe. Klar ist: Der NDR muss in allen vier Staatsvertragsländern verankert sein. Es kommt darauf an, auch unter Effektivitätsgesichtspunkten die richtige Balance zwischen zentraler und dezentraler Aufgabenerledigung zu halten. Oft sind dezentrale Lösungen den zentralen überlegen, allerdings nicht immer.

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NDR Rundfunkrat wählt Marmor und Beyer an die Spitze des Norddeutschen Rundfunks, NDR, 13. Juli 2007