Das GANZE Werk - Presseschau

Göttinger Tageblatt, 17. Oktober 2007

Klassische Musik in Häppchenform

Kulturwellenvergleich: „Das ganze Werk“ untersucht Morgenmagazine

Von Michael Schäfer

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Tii, ta tii, ta ti ta ti ta tii: Mozarts kleine Nachtmusik, klar. Sie hat vier Sätze, Allegro, Romanze, Menuett mit Trio und ein Schlussrondo im Allegro-Tempo. Was hört man heutzutage auf Klassik-Kultur-Sendern wie NDR Kultur oder RBB Kulturradio? Selten alle vier Sätze – vielleicht das Menuett allein oder den Kopfsatz. Und ob Werktitel und gar Interpret angesagt werden, ist überhaupt nicht sicher.

Die Entwicklung zur „Häppchen-Praxis“, wie sie bei Pop-Sendern schon länger üblich ist, dauert schon eine ganze Weile. Die Mitte 2004 gegründete Initiative „Das ganze Werk“ wendet sich dagegen. Sie setzt sich für den Erhalt kultureller Standards ein und verlangt als Kompromiss, dass von 6 bis 19 Uhr in einer Dauer von mindestens vier Stunden ganze Werke gesendet werden.

Zwei bis sechseinhalb Minuten

Am 18. Juni haben Mitglieder der Initiative bundesweit neun Kulturwellen in der Zeit zwischen 7 und 8 Uhr abgehört und die Ergebnisse der Analyse jetzt in einer Broschüre vorgelegt. Danach standen der Bayerische, der Westdeutsche und der Hessische Rundfunk qualitativ mit vollständig an- und abgesagten, auch kompletten Werken obenan. NDR Kultur bot zwei bis maximal sechseinhalb Minuten lange Einzelsätze aus Orchesterwerken des 18. und 19. Jahrhunderts mit einer Moderation, „die Fachkenntnisse vermissen lässt“. Fazit der Initiative: „Es ist nicht alles Kultur, was sich mit dem Begriff Kultur schmückt.“

Unter www.dasganzewerk.de gibt es den Kulturwellenvergleich als pdf-Datei.