Das GANZE Werk - Presseschau

epd medien, 5. April 2008 - Nr. 27/2008

Eingabe an den Rundfunkrat

Initiative fordert neues Programmschema für NDR Kultur

„Das Ganze Werk“ beschwert sich beim Rundfunkrat - Kritik an kurzen Beiträgen

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Hamburg (epd). Die kritische Initiative „Das Ganze Werk“ hat sich beim NDR-Rundfunkrat über das Tagesprogramm des Radiosenders NDR Kultur beschwert. Seit Anfang 2004 bestehe das Programm von 6 bis 19 Uhr fast ausschließlich aus einzelnen Musiksätzen und kurzen Wortbeiträgen, die „in beliebiger Reihenfolge über den ganzen Tag verteilt“ gesendet würden, erklärte die Initiative am 20. März. Sie erneuerte damit eine bereits seit mehreren Jahren geäußerte Kritik (epd 60/04, 4/07).

Die Bürgerinitiative will erreichen, „dass NDR Kultur das Zuhören als Kulturgut fördert“. Im Einklang mit der vom Deutschen Bundestag gebildeten Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ und der aktuellen ARD-Medienforsehung zu Musik- und Kulturliebhabern werde dem Rundfunkrat nahegelegt, dass „NDR Kultur in größerem Umfang gestaltete Wortsendungen (mit längeren Beiträgen zur Kultur) und Musiksendungen (mit zusammenhängenden musikalischen Werken) einrichtet“, teilte „Das Ganze Werk“ mit.

Die Eingabe an den Rundfunkrat sei im Namen von elf Hörern aus dem NDR-Sendegebiet eingereicht worden, sagte Theodor Clostermann, Sprecher der Initiative. Mit der Umsetzung der Forderungen könne das Programm eine Qualität gewinnen, die dem Kultur- und Bildungsauftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders gerecht werde. Es widerspreche dem Anspruch des NDR, dass er tagsüber mit seinem kulturellen Angebot „in der Schlussreihe der deutschen Kultursender“ liege.

Der Sender wies die Kritik zurück. Der programmliche Weg, den NDR Kultur eingeschlagen habe, sei „richtig und zukunftsweisend“, sagte NDR-Sprecherin Iris Bents am 28. März dem epd. Der Programmausschuss des NDR-Rundfunkrats hat das Konzept bereits vor drei Jahren diskutiert und ausdrücklich gutgeheißen. „Die von der Initiative ‚Das Ganze Werk‘ erhobene Forderung nach dem Abspielen ganzer musikalischer Werke im Tagesprogramm ist ein Weg in die Sackgasse“, zitierte Bents eine Entschließung des Gremiums aus dem Herbst 2004.

Deutlich gestiegene Hörerzahlen und ein überwiegend positives Feedback zeigten, dass NDR Kultur die Wünsche und Erwartungen des Publikums besser als noch vor einigen Jahren erfülle. Die Behauptung von „Das Ganze Werk“, NDR Kultur stehe in der Schlussreihe der deutschen Kultursender, sei falsch. Nach der Media-Analyse 2008/I liege das Kultur- und Klassikprogramm des NDR gleichauf mit Bayern 4 Klassik und vor den von der Initiative genannten Programmen des WDR, des SWR und des HR.

Ein Klassiksender sei „kein Konzertsaal und auch keine Abspielstation für CDs“, sagte Bents. NDR-Intendant Lutz Marmor habe der Initiative geantwortet, er sehe derzeit keinen Grund, an der grundlegenden Ausrichtung des Programmangebots etwas zu ändern. „Wir bieten attraktive, an den Hörgewohnheiten orientierte klassische Musik im Tagesprogramm, die Übertragung hochwertiger Konzerte aus den großen Häusern in Norddeutschland, Deutschland und der Welt sowie eine verlässliche aktuelle Berichterstattung über die kulturellen Ereignisse“, schrieb Marmor. rid