Das GANZE Werk - Presseerklärungen

ERKLÄRUNG DER INITIATIVE DAS GANZE WERK
ZU EINEM BRIEF DES JUSTITIARS DES NDR

Reinbek, 18. Oktober 2005

Hörerzahlen von NDR Kultur fallen - Proteste gehen weiter

Der NDR verbietet der Initiative Das GANZE Werk, auf ihrer Homepage Originalausschnitte zu NDR Kultur zu verbreiten

Der NDR will der Initiative eine Knebelverpflichtung aufzwingen
und die Zitatfreiheit bei Sendungen des NDR abschaffen

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In unserer Berichterstattung fühlen wir uns den Lesern der Homepage www.dasganzewerk.de regional und überregional, den jetzigen und den ehemaligen Hörern von NDR Kultur und unseren eigenen Mitgliedern verpflichtet. Seit April 2005 haben wir mit großer Resonanz Originalausschnitte der Moderation auf NDR Kultur als Textdokumente veröffentlicht, seit Anfang Oktober auch Audio- und Videodateien mit einigen Beispielen von dem, was uns stört:

- werbende Moderation für bevorzugte CDs und Veranstaltungen
- unentwegte NDR-Kultur-Eigenwerbung
- fragwürdige Prominenten-Werbung für NDR Kultur (auch im NDR Fernsehen)
- eine Moderation, die oft nicht sachkundig ist, und immer wieder
- den aufdringlichen Jingle.

Mit solchen Unterbrechungen kann sich Kultur nicht entfalten, wird die Musik nur in Einzelsätzen entweder als Anlass für die Wortbeiträge oder als Begleitmusik, Füllmaterial benutzt, missbraucht. Das ist der Hintergrund, warum seit März 2005 die Zahl der Hörer von NDR Kultur im NDR-Sendegiet (Hörer gestern, Mo-Fr) von 227.000 auf 209.000 gefallen ist (MA-Höreranalyse Juli 2005).

Als Bürgerinitiative, die mehr als 1.800 Mitglieder und zusätzlich über 2.200 Unterstützer hat, erwarten wir von NDR Kultur, dass der Sender tagsüber zwischen 6 und 19 Uhr in einer Dauer von vier Stunden ganze Kompositionen ohne Störungen durch werbende Elemente bringt, wie es tagtäglich im Westen und Süden geschieht.

Trotz aller Gesprächsangebote unsererseits hat der NDR bisher jedes Gespäch abgelehnt. Er hat sogar im Herbst 2004 eine von der „Hamburger Morgenpost“ vorbereitete Podiumsdiskussion abgesagt.

Jetzt will uns der NDR die kritische Verbreitung anschaulicher Praxisbeispiele in Echtzeit verbieten.

Mit einem Brief vom 14. Oktober 2005 schreibt er uns:

... wir haben festgestellt, dass die Initiative Das GANZE Werk in ihrem Online-Angebot unter http://www.dasganzewerk.de Beiträge des NDR eingestellt hat. Zu derartigen Übernahmen ist Das GANZE Werk nicht berechtigt, da keine entsprechenden urheberrechtlichen Nutzungsrechte bestehen. Wir müssen Sie daher auffordern, (...) die beigefügte Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung abzugeben. Ihrer Mitteilung, dass Sie unserer Aufforderung Folge leisten, sehen wir bis zum Montag, den 24. Oktober 2005 - hier eingehend - entgegen.

In einem vom NDR vorbereiteten Text sollen wir vor allem erklären:

zu unterlassen, im Online-Angebot der Initiative Das GANZE Werk unter http://dasganzewerk.de Hörfunk- und Fernseh-Beiträge des NDR ganz oder in Ausschnitten ohne entsprechende urheberrechtliche Nutzungsrechte zu übernehmen und zu verbreiten.

Dazu erklären wir: In unserer Berichterstattung haben wir uns an den Regeln der Zitatfreiheit orientiert. In eigenständigen Beiträgen und in angemessener Länge haben wir Originalausschnitte mit Quellenangabe als Belege dafür veröffentlicht, dass die Hörer- oder Zuschauersituation verdeutlicht wird. So steht es auch zu Beginn der vom NDR zitierten Seite „NDR Kultur: Audio- und Videodokumente“:

Auf dieser Seite dokumentieren wir zur Information über NDR Kultur die jeweils verfügbaren Audio- und Videodokumente, die gewissermaßen als akustische und optische Zitate belegen, was den Hörern von NDR Kultur zugemutet wird.

Das hat den NDR getroffen, so sehr, dass er sich den Regeln der Zitatfreiheit überhaupt nicht mehr verpflichtet fühlt. Wir sollen unterschreiben, dass wir „Hörfunk- und Fernseh-Beiträge des NDR ganz oder in Ausschnitten“ nicht mehr verbreiten.

Das machen wir nicht.

Es gibt Wichtigeres, als sich mit dem NDR über die Zitatfreiheit vor Gericht zu streiten. Wir streiten für ein besseres Musikprogramm auf NDR Kultur und wollen keine Zeit und kein Geld für umstrittene Nutzungsrechte vergeuden.

Wir sind nicht auf die Audio- und Videobeispiele in Echtzeit angewiesen, um den Qualitätsverfall und die Werbebereitschaft auf NDR Kultur zu belegen. Wir haben so viel anders publizierbares Material, und täglich produziert der NDR uns neues: wir brauchen nur das Radio einzuschalten und den Aufnahmeknopf eines Rekorders zu drücken.

Wir werden die Audio- und Videobeispiele also am 24. Oktober 2005 vom Netz nehmen und die vom NDR vorbereitete Erklärung unterschreiben, aber mit einer Ergänzung, die der Verpflichtung der Pressefreiheit und der demokratischen Kultur entspricht.

Für den Sprecherrat der Initiative
Theodor Clostermann

Schreiben des Justitiars des NDR und Entwurf der Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung:
http://www.dasganzewerk.de/pdf/20051014-ndr-justitiar-dgw-ct.pdf

Artikel zu den Hörerzahlen von NDR Kultur:
http://www.dasganzewerk.de/pdf/20050917-dgw-ndr-kultur-zahlen.pdf