Korrespondenz mit NDR Kultur

Anlässlich der Postkartenaktion schicken wieder viele Hörer der Initiative Das GANZE Werk ihre Korrespondenz mit dem NDR

Mein Vorschlag zur Abwerbung von Klassik-Radio-Hörern:
Senden Sie aus den „highlights“ nur noch die schönen Stellen...

Brief von Herrn T. aus Ahrensburg

RADIO KULTUR
RADIO 3 KLASSIK CLUB

Rothenbaumchaussee 161
20149 Hamburg

Ahrensburg, den 15.01.2003

Sehr geehrte Redakteurinnen und Redakteure des ehemaligen Radio 3,

nun haben Sie es denn endlich eingesehen: Das Programm des Radio 3 wurde nur noch von einer radikalen Minderheit gehört (zu der ich mich zugegebenermaßen zählte).

Sie haben zum Jahreswechsel gehandelt und Namen und Programm des Senders der Zeit angepasst.

„Radio Kultur“ tönt es schon früh am Morgen, oft in minütlichem Abstand, aus dem Apparat, dem PISA-geschädigten deutschen Publikum einprägsam entgegen, zwischen einfach und knapp formulierten Informationen in fröhlich gehaltenem Plauderton. Wir kennen ihn so gut von den anderen Kanälen des NDR, von Radio Antenne, aus den Talk- und Rateshows des Fernsehens.

Man fühlt sich heimisch, wohl gestimmt, nicht gefordert oder gar überfordert, belehrt. Man kann so schön in seiner Tagesarbeit fortfahren, Konzentration über längere Zeit wird nicht abverlangt.

Hörermassen werden Ihnen zuströmen - oder doch nicht? Ist die Änderung der Programmgestaltung vielleicht nicht radikal genug? Werden die Klassik-Radio-Hörer doch nicht zu Ihnen „überlaufen“?

Zwar können sie wie dort nun ihre Lieblingssätze großer Werke hören, die Abwechslung genießen, z. B. den 3. Satz einer Beethoven-Sinfonie, danach eine Arie von Mozart, dann einen Satz aus einem Streichquartett von Haydn oder einen Chorsatz von Mendelssohn.

Wie strapaziös war es doch als Radio 3-Hörer, eine ganze Sinfonie anhören zu müssen oder alle Sätze einer Klaviersonate, und das gar tagsüber!

Die Komponisten werden es Ihnen danken, dass ihre „highlights“ nun viel öfter erklingen, Beethovens Violin-Romanze F-Dur höre ich eben zum wiederholten Male in diesen zwei Wochen!

Mein Vorschlag zur Quotenerhöhung und Abwerbung von Klassik-Radio-Hörern: Senden Sie aus den „highlights“ nur noch die schönen Stellen, am besten mehrmals am Tag, damit sie sich dem Hörer einprägen. So erfüllen Sie den Bildungsauftrag, den die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten doch haben.

Als Feedback böten sich Quizfragen an nach dem Vorbild des allmorgendlichen Ratespiels: Ist es wahr oder ein Gerücht, dass Mozarts „Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart komponiert wurde?

Mit freundlichen Grüßen
(... T.)

Lesen Sie die allgemein gehaltene Antwort von NDR Kultur:
„Gesammelte Antwort“ von Wolfgang Knauer, Februar 2003