NDR Kultur - Werbung: „NDR Kultur - hören und genießen!“

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 29. September 2006, Werbung von NDR Kultur

Wer ist dafür verantwortlich: Zusammenhanglose Klaviernoten, von hinten betrachtet, auf einen Metall-Notenständer gelegt, das Ganze ohne Klavier in einen weiten See gestellt?

Beethoven-Puzzle

Unfug von NDR Kultur zu den Themen: „Hören und genießen“, Gebühren, Kulturauftrag.

Die in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ vom 29. September 2006 veröffentlichte NDR-Kultur-Werbung mit Takten aus Beethovens Sonate op. 27/1 muss Klavierspieler - trotz der Ruhe, die das Bild ausstrahlen soll - ins Schleudern bringen.

Nicht genug damit, dass die Noten vom Klavier entfernt und auf einen Metall-Ständer ins seichte Wasser gestellt werden. Sie werden von hinten betrachtet. Kundige müssen die Seiten tauschen, wenn sie nicht erst auf der linken Seite 27 Takte des Finales und dann auf der rechten Seite eine Passage vom Übergang des Kopfsatzes in das Allegro molto-Scherzo spielen wollen.

Ob Beethoven dieses Puzzle unter dem Stichwort „Quasi una fantasia“ gemeint hat? Der vom NDR beauftragten Werbeagentur kann die Vermittlung einer Anzeige ziemlich egal sein, solange die Kasse stimmt.

Das gebührenfinanzierte NDR-Kulturprogramm allerdings sollte Beethovens Urtext ernster nehmen. Es könnte dann, wie auf Anfrage bei der Datenbank der Initiative Das Ganze Werk ermittelt wurde, nicht nur den seit Mitte Mai 2004 ausschließlich mit Mauricio Pollini fünfmal gesendeten Schlußsatz, sondern tagsüber auch die komplette Sonate in der richtigen Reihenfolge übertragen - erst recht, wenn der Sender mit den Originalnoten von mehreren Sätzen Reklame macht...

Zugesandt von einem Klavierspieler aus dem NDR-Sendegebiet, 30. September 2006