Das GANZE Werk - Presseschau

Handelsblatt, 7. April 2005

Leistungen wie der teure Unterhalt von „Klangkörpern“
seien die Kür

ARD schlägt zurück - Der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber sagt sich: Auf einem Klotz gehört ein grober Keil

Von Hans-Peter Siebenhaar

Um klare Ansichten ist der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum nicht verlegen. Mit ihren Streichplänen für Orchester und Chöre verspiele die ARD das Recht auf Gebühren, warnte der liberale Polit-Altstar die Rundfunkanstalten.

Das Erste lässt den schweren Vorwurf nicht auf sich sitzen und schlägt zurück. ARD-Vorsitzender Thomas Gruber – ein Freund klarer Worte – spricht dem FDP-Politiker eine „konsistente Argumentation“ bei seiner Attacke schlichtweg ab. Auf einem Klotz gehört ein grober Keil, sagt sich der schwäbische Kaufmann.

Der öffentliche Schlagabtausch wäre nicht weiter interessant, würde Gruber dabei nicht auch ungeliebte Wahrheiten aussprechen, um die sich seine Vorgänger so lange gedrückt haben. Zu Recht formuliert der ARD-Chef, der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sei das Programm. Das sei die Pflicht. Alle anderen Leistungen wie der teure Unterhalt von „Klangkörpern“ seien hingegen die Kür. Mit dem Hinweis, dass der Bayerische Rundfunk mehr fest angestellte Musiker beschäftigt als Redakteure in seinen fünf Radioprogrammen, illustriert Gruber die bizarre Situation.

Wer es mit den Sparappellen an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ernst meint, muss sich auch zu schmerzlichen Einschnitten wie die Verkleinerung oder Auflösung von Orchestern und Chören bekennen. Mit der äußerst umstrittenen Erhöhung der Rundfunkgebühren seit dem ersten April wächst auch die Verantwortung die Milliarden zielgerichtet und effektiv auszugeben. Die ARD versucht nun, die neue Herausforderung anzunehmen. In der Praxis heißt die Losung: Die Musik spielt im Programm.

Lesen Sie dazu einen Kommentar von Axel Brüggemann:

Stumm-Funk
Zum ARD-Vorsitzenden Thomas Gruber: "Die Klangkörper gehören zur Kür"
Vorschlag, wie ARD-Funktionäre lernen können, daß die Pflicht nicht ohne Kür zu haben ist...
WELT am SONNTAG, 10. April 2005