Das GANZE Werk - Video-Dokumentation
Podiumsdiskussion am 8. Juni 2006 in Hamburg (Ausschnitte)
Ein Geschenk der neuen musikzeitung an Das GANZE Werk


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Teil 4: Referent Gerhart R. Baum

Das Ökonomische hat Einzug gehalten
in Bereiche, wo es nicht hingehört

Die Quote ist der Ausdruck des Ökonomischen im Rundfunk, die Quote ist aber nicht der Maßstab für die Erfüllung des Kulturauftrags

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Gerhart R. Baum:

Ja, das passt alles nicht zusammen. Niemand wird etwas dagegen haben, dass die Hamburger Orchester die neue Elbphilharmonie nutzen und auch dass der Sender sich da beteiligt. Es geht ja nicht nur um das Programm und das ganze, das halbe oder das viertel Werk und die Häppchen, die hier das Programm bestimmen. Es geht um die Einstellung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zur Kultur insgesamt, zur Musik, was wir eben von Herrn Hamel gehört haben, um diese Verachtung von künstlerischen Prozessen, die in dieser Gesellschaft stattfinden, statt sie mit Respekt zur Kenntnis zu nehmen und dem Hörer zu erschließen. Das ist der Kulturauftrag. [Beifall] Meine Damen und Herren, es geht um den Respekt vor dem Künstler, auch vor dem toten Künstler, Herr Bach hat nicht damit gerechnet, oder Herr Mozart, dass seine Werke so zerhackt werden, sie haben einen inneren Zusammenhang, und es geht um den Respekt uns gegenüber. Ich kann Ihnen eins sagen: Das, was Sie hier machen, wird beachtet. Die Rundfunkhäuser und die dort Verantwortlichen sind ganz alarmiert und gucken auf das, was passiert. Also Sie wissen: Es liegt an Ihnen, ob die Diskussion weitergeht. Nicht daran, ob die hierhin kommen. Natürlich ist das ein absolut schwaches Bild, das hier niemand erscheint. [Beifall]

Ich versuche das jetzt einzuordnen. Ich finde, dass wir in einer Zeit leben, die dem Ökonomischen zu viel Aufmerksamkeit schenkt. Das Ökonomische, die Ökonomisierung unseres Denkens, hat Einzug gehalten in Bereiche, wo es nicht hingehört. Die Quote ist der Ausdruck des Ökonomischen im Rundfunk, die Quote ist aber nicht der Maßstab für die Erfüllung des Kulturauftrags. Wofür haben wir denn einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Wolfgang Rihm, mit dem ich einmal ein langes Gespräch in der Süddeutschen geführt habe über die Musikförderung mit dem schönen Titel „Im Reich der Quote – In Deutschland muss die Kultur um den Bestand ihrer Vielfalt kämpfen“, der hat das wunderbare Wort geprägt: „Wir zahlen Gebühren für unsere Unterforderung.“ Rihm beklagt hier, dass die öffentlich-rechtlichen Medien sich als Herrschaftssystem etabliert haben und entscheiden, was wir aufnehmen oder nicht. Das machen Leute, die nicht genügend kontrolliert werden.

Es gibt ja auch Vertreter der Musik in den Gremien, es gibt die Vertreter der Musikräte. Es sind ja Leute dahin geschickt worden, um darauf zu achten, dass diese Programmgewaltigen wirklich den Auftrag wahrnehmen. Wo sind die, wenn uns Frau Kerssenbrook sagt, die Diskussion ist abgeschlossen? Wie kann in einer demokratischen Gesellschaft, während das Programm ja täglich weitergeht, eine Diskussion abgeschlossen sein? Wir haben immer noch eine wunderbare Musiklandschaft. Wir sind Spitze. Wir wollen das auch bleiben – nicht nur im Fußball. [Beifall]

Dauer des Beitrags: 3 Minuten und 15 Sekunden

Alle Dokumente dieser Video-Dokumentation der nmz
Teil 1: Einleitung - Thema und Referenten

Teil 2: Referent Theodor Clostermann
Der Rundfunkrat (Programmausschuss) hat die Teilnahme des NDR an der Podiumsdiskussion verhindert
Teil 3: Moderator Farid Müller
NDR wird Haus- und Hoforchester der Elbphilharmonie - NDR Kultur aber nur noch mit Kulturhäppchen
Teil 4: Referent Gerhart R. Baum
Das Ökonomische hat Einzug gehalten in Bereiche, wo es nicht hingehört

Teil 5: Referent Jürgen Kesting
Die Sendung „Große Stimmen“ wurde nachweislich sehr häufig eingeschaltet
Teil 6: Referentin Juliane Klein
Zuhören ist eine zutiefst menschliche Fähigkeit
Teil 7: Referent Theo Geißler
Warum ruiniert sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk so gründlich selbst?

Teil 8: Gerhart R. Baum, Diskussionsbeitrag
Der NDR hat einen Informationsauftrag - er berichtet aber nicht, weil er betroffen ist
Teil 9: Juliane Klein, 1. Diskussionsbeitrag
Diese Podiumsdiskussion ist eine hochqualitätsvolle Form von Unternehmensberatung für den NDR
Teil 10: Jürgen Kesting, 1. Diskussionsbeitrag
Flurfunk bei NDR Kultur über Hörfunkdirektor Romann
Teil 11: Theo Geißler, Diskussionsbeitrag
Der NDR muss eingenordet werden, seine gesellschaftlichen Aufgaben zu erfüllen
Teil 12: Jürgen Kesting, 2. Diskussionsbeitrag
Bei NDR Kultur werden jetzt Dampfplauderer statt ausgewiesener Fachleute eingesetzt
Teil 13: Juliane Klein, 2. Diskussionsbeitrag | Nachspann: Quelle
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