Das GANZE Werk - Presseschau

Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg), 10. September 2006

Das GANZE Werk im Gespräch mit dem Leitungsteam von Kulturradio (5. September 2006)

Laut Kulturradio vom RBB ist eine Sendung tagsüber, die aus acht bunt gemischten Klassiksätzen, kurzen Wortbeiträgen, Teaser, Jingle, Eigenwerbung und Moderation besteht, schon eine „Komposition“

Erklärung von Hansjoachim Hölzel, 1. Sprecher der Initiative Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg)

Hinweis: Wichtige Positionen des RBB werden mit (!) hervorgehoben

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Nach den Absagen von Intendantin Dagmar Reim und von Dr. Wilhelm Matejka zu unserer Podiumsdiskussion am 22. Juni 2006 kamen am 5. September 2006

- Rechtsanwältin Brigitta Moews
- Rechtsanwalt Dr. Lutz von Pufendorf, ehemaliger Kulturstaatssekretär, Land Berlin
- Dr. Holger Eichhorn, Musikwissenschaftler und Leiter des Ensembles für Alte Musik „Musikalische Companey Berlin“
- Privatdozent Dr. Claus Köppel, Klinikdirektor des Wenckebach-Klinikums, Berlin
- Theodor Clostermann, Lehrer, Sprecher der Initiative Das GANZE Werk Nord und verantwortliches Redaktionsmitglied der Homepage www.dasganzewerk.de sowie
- Hansjoachim Hölzel, Bühnenbildner und Grafiker, 1. Sprecher der Initiative Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg)

auf Einladung von Dr. Wilhelm Matejka, Chefredakteur des Kulturradio vom RBB, zu einem Gedankenaustausch zusammen.

Vom RBB waren Wortchefin Dr. Claudia Ingenhoven und Musikchef Dr. Christian Detig anwesend, die zusammen mit Dr. Matejka das Leitungsteam von Kulturradio bilden.

Die Vertreter der Initiative Das GANZE Werk BB trugen alle Kritikpunkte an Kulturradio zu dem Tagesbegleitprogramm von 6 bis 18 Uhr vor:

- Allgemeiner Niveauverfall in Inhalt und Vermittlung
- sinnentleerte und verhackstückte Musikeinspielungen in beliebiger Reihenfolge (Einzelsätze aus Sinfonik und Kammermusik)
- zu oft inkompetente Moderation
- zu kurze, verflachende Wortbeiträge, die zudem ständig die Musik unterbrechen
- krampfhafte und anbiedernde Hörernähe in „Hörerstreit am Mittag“ und „Klassikbörse“ und
- zu geringe Beachtung des Kultur- und Bildungsauftrags, auf den die Gebührenzahler aber einen Anspruch haben.
- „Das bedrückt mich.“ (von Pufendorf)

Alle Vorwürfe gegen dieses Programm wurden mit beweiskräftigen Beispielen und Argumenten belegt.

Wesentliche Entgegnungen von Dr. Matejka waren:

- Die vorherigen Sender von SFB und ORB hätten „nur eine Generation angesprochen“, das Kulturradio sei „kein Generationenradio“, jüngere Hörer müssten gewonnen werden, die Zielgruppe sei „40 plus“. (!)
- Aus einer veränderten Mediensozialisation ergebe sich, dass „die Schnittfolge so rasch“ sei, denn für die seit 1960 Geborenen sei das Fernsehen das „Leitmedium“ geworden, während im Radio ab 1970 „magazinierte Popsendungen“ wie SWR3 mit ihrer „schnellen Abwechslung von Wort und Musik“ „prägenster Art“ gewesen seien. (!)
- Schon Theodor W. Adorno habe die „Sensationslust des Hörers“ und die „grelle Abwechslung“ betont (Zitate aus: „Der getreue Korrepetitor“. Lehrschriften zur musikalischen Praxis, Frankfurt am Main, 1963). (!)

Die Vertreter der Initiative hoben daraufhin besonders hervor:

- Mit der Hauptorientierung auf die jüngeren Hörer, dem Niveauverfall und der Kurzatmigkeit übergehe Kulturradio viele Kulturinteressierte.
- Diese Hörergruppe sei bedeutsam und vielseitig interessiert, wie es eine E-Musik-Studie der ARD von 2005 deutlich beweise.
- Die Forderung der Initiative, dass Kulturradio zwischen 6 und 18 Uhr mindestens vier Stunden lang zusammenhängende Musiksendungen mit ganzen Werken und interessanter Moderation bringt und von geschlossenen Wortsendungen trennt, sei deshalb für die Musik- und Kulturliebhaber von grundsätzlicher Bedeutung.

Dagegen wandte Dr. Matejka ein:

- „Sie haben kein Verständnis von Radio.“ (!) - „Das Radio ist kein Konzertersatz.“ (!) - Außerdem sei Kulturradio keine Klassikwelle wie einige andere ARD-Kultursender, sondern ein „rubriziertes Spartenprogramm für die beiden Felder Musik und Wort“.

Chefredakteur Dr. Matejka und Musikchef Dr. Detig hoben dazu hervor:

- Die Sendungen von Kulturradio seien eigene „Kompositionen“. (!)

Und Wortchefin Dr. Ingenhoven ergänzte:

- „Von Anfang an“ gelte, „Wort und Ton sind Bruder und Schwester.“

Nach 3 1/2 Stunden gingen die Beteiligten ohne eine Annäherung der Standpunkte auseinander.

Die Vertreter der Initiative sicherten dem Leitungsteam eine konsequente Fortsetzung des Einsatzes für ihre berechtigte Forderung nach mehr und niveauvollerer Kultur in Kulturradio vom RBB ausdrücklich zu.

10. September 2006