Das GANZE Werk - Presseschau

„Gerade wir älteren Hörer haben die Zeit, uns einer Sendung zu widmen“

Mehrere Leser der Frankfurter Allgemeinen Zeitung machten uns darauf aufmerksam, dass die öffentliche Auseinandersetzung mit Ex-NDR-Intendant Prof. Jobst Plog in einem weiteren Leserbrief fortgesetzt wurde. Der Ausgangsartikel ist in der www.faz-net.de nicht frei zugänglich. Die Verfasserin des neuen Leserbriefes, Frau Wagner aus Burgwedel (Region Hannover, vorher Landkreis Hannover), bezieht sich außerdem auf das Abschiedsinterview von Herrn Prof. Plog auf NDR Kultur am 9. Januar 2008. Darin heißt die entsprechende Stelle:

Beate Scheibe: Wir sprechen über den Kultursender arte - kleiner Schwenk zu den Kulturprogrammen im Radio. Welche Chancen hat Kulturradio? Wie schätzen Sie das ein? Es gab viele Reformen in den Kulturprogrammen der ARD, es gibt sie immer noch. Wie sehen Sie das?

Intendant Prof. Jobst Plog: Nun, wir sind den Weg der Reform gegangen oder mussten ihn gehen, weil wir zunehmend Akzeptanzprobleme hatten. Es waren zu wenig Menschen, die noch einschalteten, und die, die einschalteten, wurden immer älter. Das hat Reformschritte ausgelöst, die uns auch Erfolg gebracht haben. Wir mussten einfach den Hörgewohnheiten der Menschen Rechnung tragen, am Tag verhalten sich Menschen anders als am Abend. Wir mussten also auf diese Gewohnheiten zugehen und ihnen dann auch einzelne Sätze spielen, was viel Kritik ausgelöst hat, wobei die Menschen oft übersehen haben, dass wir abends durchaus das ganze Werk senden und am Tag gelegentlich auch. Also, von daher gesehen, die Kritik war häufig oberflächlich. Wir haben den Kurs durchgehalten, und er war erfolgreich. (...) Die Menschen sind mit uns wieder versöhnt. Man darf nicht verkennen, die, die dagegen waren, gegen den Reformkurs, sind sehr artikulationsstark gewesen. Ich denke, mancher von ihnen sieht seine damaligen Attacken inzwischen in einem anderen Licht.

Zitat:
Ich glaube, die Hörerinnen und Hörer sind nicht verstummt, sie haben resigniert und greifen in ihr eigenes Plattenarchiv. Gerade wir älteren Hörer haben die Zeit, uns einer Sendung zu widmen.

Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) • Montag, 4. Februar 2008

Leserbrief

NDR abgeflacht

Leserbrief in Originalansicht (Pdf)

Seit langem wollte ich Ihnen schon schreiben, nun erschien am 25. Januar in der F.A.Z. ein Leserbrief von Ernst-August Schrader aus Hamburg, der mir voll aus der Seele spricht. Ja, NDR-Kultur hatte mal ein Programm! Herr Plog erwähnte im Mittagsjournal, etwa eine Woche vor seiner Pensionierung, dass es bei der Umstellung des Programms viel Wirbel gegeben habe, es wären ja auch hauptsächlich ältere Hörer, die sich beschwerten. Inzwischen sei das Programm voll angenommen und die Kritiker seien verstummt. Ich glaube, die Hörerinnen und Hörer sind nicht verstummt, sie haben resigniert und greifen in ihr eigenes Plattenarchiv. Gerade wir älteren Hörer haben die Zeit, uns einer Sendung zu widmen. Die Popsender mit ihrem Redeschwall und Schlagern sind nun wahrlich nichts zum Genießen! Im Fernsehprogramm muss man ja auch Nachteule sein, um ein gutes und ausgewogenes Programm zu sehen.

Martina Wagner, Burgwedel

Lesen Sie auch den Leserbrief von Herrn Schrader aus Hamburg:
Tiefe Spuren
„Hier (= NDR Kultur, d. Red.) warten lohnende Aufgaben zur Gegenreformation und zur Rückbesinnung auf Qualität auf seinen Nachfolger.“
Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), 25. Januar 2008