Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg): Kommentar

kulturradio vom rbb, im Mai 2008, und Das GANZE Werk (BB), 9. Mai 2008
Auflösung zum Kulturradio-Preisrätsel vom März 2008

Auflösung und Konsequenzen

Die Erkennungsmelodie ist doch von Johann Sebastian Bach und nicht von Igor Strawinsky...

Der RBB hat inzwischen die Auflösung veröffentlicht. Die richtige Antwort lautet (welche Überraschung) Johann Sebastian Bach.

Bei den Teilnehmern an diesem Preisrätsel hat sich das Kulturradio des RBB mit dem Mai-Heft seiner Programmbroschüre bedankt und mitgeteilt:

Über 2000 kulturradio-Hörer/innen haben sich beteiligt, 90 Prozent der Antworten waren richtig. Ja, unsere Kennmelodie ist von J.S. Bach, genauer das Allegro aus dem 5. Brandenburgischen Konzert.

2000 Teilnehmer sind eine stolze Zahl. So viele Menschen hören nicht nur „nebenbei“ das RBB-Kulturradio, sondern haben Interesse an den Berliner Philharmonikern, an einer Reise nach Moskau oder an Musik von Bach und/oder Strawinsky.

Warum so viele falsche Antworten?

Aber erschreckend ist die Zahl der falschen Antworten. Bei meiner telefonischen Nachfrage beim Bereich „Kommunikation“ wurde mir bestätigt, dass tatsächlich etwa 200 Antworten auf Strawinsky lauteten und es keine weiteren Lösungsvorschläge gab. Auch beim RBB zeigte man sich unangenehm überrascht und ratlos. Was soll man davon halten?

Beim Programmstart des RBB-Kulturradios wurde die Kennmelodie intensiv bekanntgemacht. Das Allegro aus dem 5. Brandenburgischen Konzert wurde so oft wiederholt, dass der Begriff „abgenudelt“ nicht abwegig erscheint und man meint, die damaligen Hörer würden diese Melodie niemals mehr mit etwas anderem verwechseln.

Vielleicht sind dies einige Ursachen für falsche Lösungen:

• Einige Teilnehmer werden wohl ihre Antwort nach dem Zufallsprinzip gegeben haben.
• Einige könnten sich danach entschieden haben, dass der Name „Strawinsky“ interessanter oder moderner klingt und für ein neu gestaltetes Rundfunkprogramm passender sein könnte.
• Einige könnten meinen, dass zu einem „elektronisch verfremdeten“ Jingle die Musik eines modernen Komponisten besser passt.

Aber 200 falsche Antworten? Mir kommt es so vor, als ob die Arbeit des Senders unzureichend ist und zuwenig Informationen über Musik und Komponisten bringt. In letzter Zeit werden zwar zu den gespielten Musikschnipseln vermehrt Erläuterungen über das Werk, den Komponisten und seine Zeit, die Interpreten gebracht. Aber wenn trotzdem derart viele falsche Meinungen hängen bleiben, ist wohl etwas am Programm grundsätzlich falsch.

• Es darf nicht primär zum „Nebenbeihören“ konzipiert sein.
• Information und Bildung müssen jederzeit erkennbar Ziel der Programmstruktur und aller Sendungen sein.
• Die einzelnen Sendungen, die Musikauswahl und die Präsentation der Musik müssen sachgerecht sein und Qualität bieten.

Die Vermittlung von Information und Bildung im Rundfunk gehört nicht umsonst zu den Empfehlungen der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages:

5. Die Enquete-Kommission empfiehlt den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, Beiträgen zur Kultur in den Hauptprogrammen breiteren Raum einzuräumen, sie stärker in die Hauptsendezeit zu rücken und mehr Möglichkeiten bereitzuhalten, musikalische Werke zusammenhängend darzubieten.

Jürgen Thomas, abgeschlossen am 9. Mai 2008

Lesen Sie den Kommentar zur Preisrätsel-Aktion:
Die Preisfrage ist eine intellektuelle Herausforderung des RBB an seine Hörer
„Von welchem Komponisten stammt die Kennmelodie unseres Senders – zu hören immer vor den Nachrichten?“
Von Jürgen Thomas, 17. März 2008

Lesen Sie auch zu einer ähnlichen Aktion bei NDR Kultur:
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„Mögen Sie das Meer? Wollten Sie schon immer mal im Frühling nach Venedig? Und möchten Sie sich jetzt schon auf das Schleswig-Holstein Musik Festival einstimmen? Dann sollten Sie sich die Verlosung der „Galareise der klassischen Musik“ nicht entgehen lassen!“
NDR Kultur, 9. März 2007