Das GANZE Werk - NDR Kultur -

Kommentar von Peter Ahlmann
Zu: NDR Kultur, 17. Juni 2005, 17.06 Uhr, Reportage von K.K.

Celler Lobeshymnen stimmen nachdenklich

Seit wann würdigt jemand ein Gremium, das ihn überwacht oder vielmehr überwachen sollte? Ist es eine Bitte um gutes Wetter oder soll Stillhalten erreicht werden, wenn - wie im Falle von NDR Kultur - die klassische Musik jeden Tag erneut mit Füßen getreten und in 6-7-Minuten-Häppchen den Hörern um die Ohren gedudelt wird?

Wulff kritisiert das Schielen auf die Quote

Christian Wulff meinte mit seiner vor Superlativen strotzenden Lobeshymne sicherlich nicht NDR Kultur. Und seine Kritik, der NDR möge genau prüfen, ob „nicht manchmal zu sehr auf die Quote geschielt werde“, galt nicht nur der Verkürzung der Politmagazine der ARD. Traf sie bei den Rundfunkrats-Mitgliedern auf offene Ohren?

Sie alle erhielten Beschwerden über die Programmgestaltung von NDR Kultur, kaum ein Mitglied antwortete. Stattdessen schickte Gräfin Kerssenbrock an alle Beschwerdeführer einen Brief mit der schlichten Feststellung zum Programm: „Die vorgenommenen Veränderungen bei NDR Kultur sind richtig.“

Richtig ist aber nur, dass NDR Kultur wegen der von Wulff kritisch angesprochenen Quote täglich zwischen 06.00 und 19.00 Uhr laufend einzelne Sätze (oder gleich kurze Barock-Konzerte) sendet, diese beliebig mischt und zigmal im Lauf eines Jahres wiederholt. „Wir möchten möglichst viele unterschiedliche Interessen und Erwartungen unserer Hörerschaft miteinander in Einklang bringen.“, so umschreibt es Hörfunkdirektor Romann. Im NDR-Staatsvertrag steht von einer Quote jedoch kein Wort.

Professorale Professionalität - und doch nur eine Kopie 1:1

Prof. Plog spottet, die Geschmacksgrenzen würden wohl eher durch die kommerzielle Konkurrenz strapaziert. Hat aber nicht gerade NDR Kultur die Häppchen-Kultur 1:1 von Klassik Radio kopiert? Dass diese Programmgestaltung von Professionalität zeugen solle, kann der Herr Professor doch wohl nur im Scherz gemeint haben - soweit es NDR Kultur betrifft, wohlgemerkt. Sonst wären die Programmgestalter der etablierten „klassikführenden“ Sender wie WDR 3, HR 2/HR Klassik oder Bayern 4 Klassik unprofessionell, wenn sie tagsüber stundenlang ganze Werke ausstrahlen.

Wenn die Bürger wirklich „ihren NDR“ überwachen dürften, dann müsste es im großen Einzugsbereich des Radios des Nordens und nicht nur in Hamburg regelmäßig allgemeine Umfragen geben, deren Ergebnisse offen zugänglich und keine Verschlusssache sind.

Lesen Sie alle Beiträge zu den Sendungen von NDR Kultur am 17. Juni 2005:
Wortbeiträge von NDR Kultur „auf der Goldwaage“
Gütesiegel der Professionalität? Schutz vor Geschmackslosigkeiten?