Das GANZE Werk - Presseschau

DIE WELT, Feuilleton Hamburg, 3. Juli 2004

LESERBRIEFE (3. Juli 2004)

Zu: „NDR Kultur: Ein Radioprogramm zum gepflegten Weghören“, WELT vom 17. Juni 2004
Sowie zu: „Nicht warten, bis der Mond aufgeht“, WELT vom 25. Juni 2004

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Laien ersetzen Profis

Von Mitarbeitern des NDR wurde mir bestätigt, dass die Leitung des Senders „Radio Kultur" jetzt nicht mehr von musikalischen Fachleuten, sondern von musikalischen Laien wahrgenommen wird. Das kann mit dem Anspruch bei der Gründung dieses Programms in den fünfziger Jahren, das ich noch sehr gut in Erinnerung habe, nicht mehr als vereinbar gelten.

Wolfgang Stolze, 22559 Hamburg, per E-Mail

Nur noch Konserven

Ich gehöre zu den „Hörgeschädigten" dieses seit Januar 04 verunglückten Programms. Ich habe mich allerdings nun schon seit längerer Zeit von diesem Sender verabschiedet, weil er mir unerträglich geworden ist. Figaro-Ouvertüre und Morgendämmerung von Grieg - so schön sie sind - kann ich nicht mehr hören. Wir sind für ein Radioprogramm „heimatlos" geworden. Wir leben musikalisch nur noch von „Konserven".

Fritz Gonschorek, 22143 Hamburg

Hoffnung auf mehr Qualität

Endlich eine öffentliche Diskussion. Der Weggang von Wolfgang Knauer ließ Veränderungen beim NDR 3/NDR Kultur ahnen. Das Programm verflachte, und kritische Briefe fanden auch durch Frau Mirow keine Antwort. Viele Hörer von NDR 3 hoffen auf qualitative Verbesserung „ihres" Senders.

Jutta Hansmann, 24576 Bad Bramstedt

Kein zweites Klassik Radio

Nach meinem Eindruck wird die Programmreform des NDR von den Althörern von NDR 3 mit großer Mehrheit abgelehnt. Ich bezweifle auch, dass sich in größerem Maße neue Hörerschichten erschließen lassen, denn warum sollte jemand, der gern zur Unterhaltung Klassik-Radio hört, zur Kopie desselben beim NDR wechseln. Ich habe seit einiger Zeit einen Kabeltuner und höre bevorzugt Österreich Ö1. Dort gibt es neben den vielen Opern- und Konzertübertragungen auch vor- und nachmittags qualitativ hochwertige Sendungen.

Ulrich Dahmen, per E-Mail

Überheblichkeit

Sie schreiben im Vorspann, dass Gernot Romann Ihren Mitarbeiter Lutz Lesle zu einem Interview „empfing". Ich stelle mir vor, wie der Text aus Romanns Sicht hätte lauten müssen: „Seine Programmhoheit Herr Gernot Romann - gepriesen sei er - hat gnädigst geruht, einem gewissen Lesle, der sich unterstanden hatte, die Auffassungen seiner Hoheit öffentlich zu kritisieren, die Gnade eines Gesprächs zu gewähren..." Noch auf die Argumente Romanns einzugehen, wäre angesichts seiner Überheblichkeit vergeblich vergossene Tinte - ihn interessieren die mehr als 30 Prozent des Volkes, die durchaus die Zeit haben, auch schon vor Mondaufgang vollständige Werke zu hören, weniger als die Liebhaber des Dudelfunks, will also bei NDR 1, NDR 2 und N-Joy wildern.

Eckhart Reinert, per E-Mail

Verletzung des Staatsvertrags

Für den Programmchef Romann ist der Fall gelöst: Nur die unter 50-Jährigen, die arbeiten und Geld verdienen, zählen! Alle anderen haben sich gefälligst anzupassen.
In seinen Äußerungen sehe ich eine erhebliche Verletzung des Bildungs- und Kulturauftrages, die im Rundfunkstaatsvertrag und im NDR-Staatsvertrag festgelegt sind, und das bei steigenden Gebühren. Das dürfen wir nicht zulassen.

Theodor Clostermann, Hamburger Telemann-Gesellschaft

Kulturnation sind andere

Als NDR-Klassikclub-Mitglieder und langjährige N 3-Hörer haben meine Frau (Mitte 30) und ich genau dasselbe festgestellt: vorzugsweise kurze Scherzi und Finalsätze mit heiterer Tendenz, dazwischen seichte Texte, in denen häufig genug längst überholte Klischees aufgewärmt werden. Auch wenn meine Meinung beim NDR inzwischen ja nicht mehr gefragt scheint - ich bin 51 - sei doch eine Frage erlaubt. Warum will man hier nicht können, was im benachbarten Ausland anscheinend problemlos funktioniert. Da bietet BBC Radio 3 in seiner Serie „Lunchtime Concert" vier Konzerte mit Kammermusikwerken von Britten und Schostakowitsch (kaum geeignet für Bügeln, Büro oder Autofahren), der österreichische Ö 1 bringt seine Themensendungen zu Opern und Sängern vorzugsweise am Nachmittag, France Musique sendet fast jeden Tag ab 12 Uhr 35 Konzertmitschnitte aus dem eigenen Archiv (natürlich vollständige Werke), und der zum Großteil privat finanzierte niederländische De Concertzender vermerkt gleich in seiner Präambel, dass man grundsätzlich nur vollständige Werke spiele. Haben uns die Nachbarn etwa den Rang als „Kulturnation" abgelaufen? Oder ist es nicht doch eine Krise der hiesigen Macher, die auf der Jagd nach Quoten Qualität, Profil und damit auch die eigene Existenzberechtigung zu verspielen drohen?

Hartmut Kühnel, per E-Mail

Ein Schlag ins Gesicht

Ich hoffe nur, Sie haben nicht allzu häufig derartig bornierte und selbstgerechte Interviewpartner zu ertragen wie den Programmchef des NDR Gernot Romann! Die Auslassungen des Herrn Romann sind ein Schlag ins Gesicht des zahlenden Publikums.

Marion Graefe, per E-Mail