Das GANZE Werk - Zur Diskussion gestellt

Teil 2 zu: Detigs Moderation mit dem Goebbels-Zitat
RBB-Kulturradio, 30. Mai 2005, 07.09 Uhr

Sinkende Hörerzahlen treiben schon seltsame Blüten

Zustimmung, Leichtfertigkeit oder Naivität im Umgang mit einem Zitat von Goebbels?
Ein Zitat, das dem systematischen Ausbau der NS-Herrschaft diente, darf nicht für die Kulturradio-Debatte missbraucht werden!


Haus des Rundfunks, Berlin, erbaut 1930: in demselben
Gebäude hielt Joseph Goebbels die Rede zur Eröffnung
der Rundfunkausstellung 1936, aus der der Musikchef
von RBB-Kulturradio 2005 in seiner Moderation zitiert.


Von Theodor Clostermann, Das GANZE Werk

Mehrfach haben wir in den letzten Wochen Post von Hörern aus Berlin bekommen, damit Vorgänge um das RBB-Kulturradio öffentlich dokumentiert werden.

Wir greifen das Thema auf, um das Skandalöse des ursprünglichen Ereignisses genauer zu beleuchten. Es fällt auf, dass es - nach der Verbreitung einer Goebbels-Zitats im positiven Licht - keine ernsthafte Selbstkritik des RBB gibt: die Moderation sei „nicht glücklich“ gewesen. Bedenkt man, dass die RBB-Intendantin Dagmar Reim aus dem Hause NDR stammt, dass die kulturnivellierten Sender NDR Kultur und RBB-Kulturradio tagsüber ähnlich sind und dass die Kritik daran viele Gemeinsamkeiten hat, kann uns die Auseinandersetzung um RBB-Kulturradio nicht gleichgültig sein.

Ausgangslage: Vorankündigung einer „Frühkritik“

Sendung auf RBB-Kulturradio. Die „Frühkritik“ kommt um 7 Uhr 45. Es geht um die Premiere des Stückes „Goebbels“ des Regisseurs Oliver Reese in den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin. Um 7 Uhr 9 ist eine moderierte Vorankündigung eingeplant. Diesen Selbstzwang zur Vorankündigung, diese Form der Eigenwerbung, kennen wir ja auch leidlich von NDR Kultur. Moderator beim RBB-Kulturradio ist Dr. Christian Detig, Musikchef und Vizewellenchef von RBB-Kulturradio. Wie löst er die Aufgabe? Das Theaterstück besteht ausschließlich aus den Tagebucheintragungen und Reden des Propagandaministers. Detig benutzt Originalmaterial:

Da schlägt das Trommlerherz natürlich höher, Georg Friedrich Händel, La Réjouissance aus der Feuerwerksmusik, gespielt vom Ensemble [xy], neun Minuten nach sieben, sieben Uhr und neun.
Achtung Zitat: »Das Programm des Rundfunks muss so gestaltet werden, dass es den verwöhnteren Geschmack noch interessiert und dem anspruchslosen noch gefällig und verständlich erscheint. Dabei soll besonderer Bedacht auf die Entspannung und Unterhaltung gelegt werden, weil die weitaus überwiegende Mehrzahl aller Rundfunkteilnehmer einen Anspruch darauf hat, in den wenigen Ruhe- und Mußestunden auch wirklich Entspannung und Unterhaltung zu finden. Demgegenüber fallen die wenigen, die nur von Kant und Hegel ernährt werden wollen, kaum ins Gewicht.« Zitatende.

Nachträglich fragt man sich,
- warum Detig gerade dieses Zitat benutzt
- warum er ausgerechnet auf das Thema Radio eingeht und
- wie er den Bogen zur Premierenkritik schlagen wird.

Der richtige Ort der Premierenkritik

In der Premierenkritik der taz heißt es am Schluss:

Ein spielfreudiges und durchweg überzeugendes Ensemble (entfaltet), quasi als späte Genugtuung, die Demontage desjenigen Mannes, der nach Amtsantritt 1933 als erste Amtshandlung die „Gleichschaltung“ der Kulturlandschaft durchführte, Max Reinhardt aus dem Deutschen Theater verjagte und sich später bedenkenlos als „Mäzen der Künste“ feiern ließ.

Bei Detig keine „Demontage“. Er hätte nicht nur die politische Gleichschaltung, zum Beispiel aller Intendanten der Rundfunkanstalten schon 1933 (siehe WDR: „Personelle ‚Säuberungen‘ als ‚Reinigungsakt‘“), sondern auch das Verringern künstlerischer Qualität und Ansprüche in dem Zitat kritisieren können, aus unserer Sicht kritisierenen müssen. Und so sogar auf das Theaterstück zurückkommen können.

Oberflächlichkeit - zweierlei Maß?

Im Jahr 2004 schreibt Detig einen Leserbrief an die neue musikzeitung. Er beschwert sich gegen den Vorwurf des Artikels „Die Glut weitertragen”, der RBB habe für die Neue Musik „die Produktionen drastisch gekürzt”, verweist auf die Aufstockung von Etats des RBB für Neue Musik, zum Beispiel auf „den Etat für das Festival ‚Ultraschall‘” und wirft dem Autor, Florian Hauser, vor:

Man sollte bei der Entrüstung über die Oberflächlichkeit selbst nicht oberflächlich sein. Leider sind Sie diesem Rat nicht gefolgt.

Bei der Moderation mit dem heiklen Zitat von Goebbels hat er seinen eigenen Ratschlag wohl vergessen. Er selbst geht mit dem Zitat oberflächlich um.

Der richtige Ort des Zitats

Es fängt schon mit der Vollständigkeit des Zitats an. Er hat innerhalb des Zitats zwei wichtige Passage weggelassen, er hat damit den Sinn des Originalzitats deutlich entstellt. Detig hat mittendrin den programmatischen Grundsatz weggelassen, in dem Goebbels den Stellenwert der Propaganda verdeutlicht:

Es (= das Programm) soll in einer klugen und psychologisch geschickten Mischung Belehrung, Anregung, Entspannung und Unterhaltung bieten.

Ferner geht Goebbels zynisch-bitter auf das Leben der Menschen unter der NS-Herrschaft ein:

„(Es) soll besonderer Bedacht gerade auf die Entspannung und Unterhaltung gelegt werden, weil die weitgehend überwiegende Mehrzahl aller Rundfunkteilnehmer meistens vom Leben sehr hart und unerbittlich angefaßt wird, in einem nerven- und kräfteverzehrenden Tageskampf steht und Anspruch darauf hat, in den wenigen Ruhe- und Mußestunden auch wirklich Entspannung und Erholung zu finden.“
Rede zur Eröffnung der Rundfunkausstellung 1936, Abdruck in „Mitteilungen der RRG“, Nr. 501 vom 28. August 1936, Bl. 4.

Zu beiden Auslassungen passt folgende Beschreibung:

Das Reichsrundfunkgesetz von 1935 empfahl beispielsweise, die Pausen in den Betrieben so zu legen, „daß die Belegschaften die Konzerte, die ihrer Erholung nach der Arbeit oder während der Arbeitspausen dienen sollen, auch wirklich hören“.
Michaela Haibl, Unterhaltung, in: Enzyklopädie des Nationalsozialismus, Wolfgang Benz u.a., Klett-Cotta (900 Seiten), 1997, S. 181 ff., hier S. 182; je nach Konfiguration wird Seite 181 angezeigt oder benachbarte

Auch der inhaltliche Umgang ist oberflächlich. Das von Detig benutzten Zitat Goebbels hat einen realen Hintergrund. Damit begründete Goebbels 1936 in seiner Rede zur Eröffnung der Rundfunkausstellung die Abkehr der NSdAP vom vorherigen Rundfunk als Kultur- und Kunstinstrument hin zum Propagandarundfunk. Sven Scherz-Schade schreibt dazu in seiner Promotionsarbeit:

Dussel (1999) teilt das Programm des NS-Rundfunks der Vorkriegszeit in vier Phasen ein. Die erste Phase – unmittelbar nach dem 30. Januar 1933 – ist von einem „naiv-propagandistischen Überschwang“ gekennzeichnet, während für die zweite Phase ab 1934 die Bemühungen um ein „Hochkulturprogramm“ bestimmend ist, mit welchem die Nazis dem Ausland und dem deutschen Bürgertum beweisen wollten, dass sie der deutschen Kulturtradition würdig seien. Um Hörermassen zu gewinnen, wurde in der dritten Phase 1935 bis 1938 in quantitativer und qualitativer Hinsicht das Wortprogramm – vor allem das Vortragswesen – reduziert und entsprechend mit Musikanteilen in Unterhaltungssendungen aufgefüllt.
Die vierte Phase: Kriegsvorbereitung und Kriegsführungspropaganda 1939 - 1940
Radiohistorischer Zusammenhang, in: Sven Scherz-Schade, Deutsche Radio-Nachrichten: Der Wandel ihres Sprachgebrauchs 1932 – 2001, Berlin 2004, S. 57

So hat Goebbels ein Prinzip für das damalige Radio formuliert, unter den Bedingungen der NS-Herrschaft. Er meinte damit wohl nicht den überregionalen „Deutschlandsender“, sondern alle regionalen „Reichssender“, die 1933/34 entstanden, während die bis dahin bestehenden elf unabhängigen Rundfunkgesellschaften wie Funk-Stunde AG Berlin, NORAG, WERAG, MIRAG, SWR, SÜRAG aufgelöst wurden:

Die regionalen Sendeanstalten wurden in „Reichssender“ umbenannt, die einstige „Funk-Stunde“ hieß nun „Reichssender Berlin“. Während dem überregionalen Deutschlandsender die Aufgabe zukam, das – im Wesentlichen durch die zu Heroen hochstilisierten „deutschen Meister“ Beethoven, Bruckner und Wagner repräsentierte – musikalische Erbe zu pflegen, lag der Programmschwerpunkt der Regionalsender vornehmlich im Bereich der Unterhaltungsmusik.
Die Aufteilung entsprach der Doppelstrategie des Regimes in musikpolitischer Hinsicht: heroische Gefühle und metaphysische Tröstung im „Erhabenen“ einerseits, systemkonforme „Organisation des Optimismus“ (Goebbels) durch kleine Formen und leichte Unterhaltung andererseits. Dementsprechend gestaltete sich auch das Programm des „Reichssenders Berlin“: Magazinmusik, annehmliche musikalische Intermezzi zwischen Wortbeiträgen, ein buntes Ineinander von leichter Muse und Plauderei, daneben ab und zu „musikalisches Erbe“, denn schließlich galt es ja auch Kulturverbundenheit und die vermeintlich friedliche Gesinnung des Regimes unter Beweis zu stellen.

Der organisierte Optimismus: 1933–45, in: Freunde und Förderer des Rundfunkchores Berlin e.V., Die Geschichte des Rundfunkchores Berlin, S. 4 [im Jahr 2005 im Internet erreichbar unter der heute nicht mehr existiereden Adresse: http://www.freundeskreise-berliner-kultur.de/rundfunkchor/pdf/geschichte_rundfunkchor.pdf]

Kann man das Zitat von Goebbels so ohne weiteres auch auf ein Kulturradio, ein Minderheitenprogramm, allein beziehen?

Schöner Schein der Worte?

Oberflächlich betrachtet - ohne den politisch-geschichtlichen Hintergrund, darauf möchte ich hier ausdrücklich verweisen - ist das Zitat für die Tagesbegleit-Radiomacher ja verblüffend nützlich, Honig für die Formatradio-Strategen.


»Das Programm des Rundfunks muss so gestaltet werden, dass es den verwöhnteren Geschmack noch interessiert und dem anspruchslosen noch gefällig und verständlich erscheint. Dabei soll besonderer Bedacht auf die Entspannung und Unterhaltung gelegt werden...« (aus der Rede von Joseph Goebbels)


Einem weiten und offenen Kulturbegriff folgend geht es thematisch um Politik, Musik, Literatur, Theater, Bildende Kunst, Kino, Architektur, Wissenschaft, Geschichte, Religionen und Weltanschauungen genauso wie um Lifestyle.
Neues Kulturradio, Presseerklärung des RBB, 20. August 2003

Wir haben uns eingestellt auf die Lebenssituation der meisten Menschen, nicht aller. Viele Hörer sind nicht in der Lage, mitten am Tag beschaulich einen 55-Minuten-Wortbeitrag zu genießen. (...) Daraus haben wir die Konsequenz gezogen, über den Tag verteilt sehr viele interessante Themen zu platzieren.
RBB-Intendantin Dagmar Reim, vorher beim NDR, im Interview mit epd-medien, 3. März 2004

Auch ein Kulturradio muss versuchen, so viele Menschen wie möglich in seiner Zielgruppe zu erreichen, zumal es in unserer Region ein großes Potenzial an Kulturinteressierten gibt.
RBB-Hörfunkdirektorin Hannelore Steer, Presseerklärung des RBB, 20. August 2003 (s.o.)

Das Kulturradio bietet Abwechslungsreichtum. Wir haben endlich die Langatmigkeit abgelegt. Schon Kurt Tucholsky wusste ja: Der Berliner hat keine Zeit. Woher sind Sie denn so sicher, dass der heutige Kulturinteressierte überhaupt in der Lage ist, für sein Radio so viel Zeit aufzubringen?
Kulturradio-Wellenchef Wilhelm Matejka im Streitgespräch mit dem Berliner Kulturmäzen Prof. Peter Raue, Der Tagesspiegel, 28. Januar 2004, Das Dissonanzen-Quartett).

Ein hochdramatischer Sopran verschreckt frühmorgens die Leute.
Musikchef Christian Detig, Berliner Zeitung, 29. November 2003

Soweit die Berliner RBB-Kultur-Hierarchie, am Schluss der Moderator mit dem Goebbels-Zitat. - In Hamburg behaupten die „modernen“ Radiomacher von NDR und NDR Kultur, Radiohören müsse vor allem unterhaltsam sein, populär, manchmal sogar kulinarisch. Das Radio sei kein Konzertsaal, ganze oder komplexe Werke würden den normalen Hörer überfordern. Die „Klassisch Kulturorientierten“ müssten sich anpassen.

Wie lässt sich Detigs Eifer für das Zitat erklären?

Detig lässt sich einfach durch den für ihn schönen Schein der Worte zu seinem Kulturradio-Konzept blenden, vielleicht sogar täuschen. So lautet seine Schlussfolgerung (Fortsetzung von oben):

Zitatende. Und ich behaupte mal, das könnte so ohne große Abstriche jeder ARD-Intendant auch unterschreiben, ich übrigens auch...

Nein! Das glaube ich persönlich nun wirklich nicht für alle Intendanten, wegen der bekannten grundsätzlichen geschichtlichen Bedenken. Ganz anders Detig: er signalisiert seine grundsätzliche inhaltliche Zustimmung.

RBB-Musikchef: Inhalt weitgehend richtig, Quelle verwerflich

Warum jedoch nur „könnte“? Weil er die inhaltliche Aussage weitgehend richtig, die Quelle aber verwerflich findet:

..., ich lasse es aber lieber, denn dieses Zitat stammt von - bitte anschnallen! - Joseph Goebbels.

Der Hörer ist verwirrt, schockiert, im Wechselbad der Gefühle. Er hat eigentlich Recht, der Goebbels - aber war das nicht der Propagandist für den Tyrannen Hitler?

Und die Auflösung des Konflikts?

Der Mann ist immer noch für Überraschungen gut und längst wissen wir noch nicht alles. Das Leben von Joseph Goebbels ist jetzt Theater geworden und zwar im Deutschen Theater. Die Frühkritik um sieben Uhr fünfundvierzig.

Geschichte wird Theater. Garantiert mit Überraschungen... Harmloses, unverbindliches Dahin-Geplätscher. Detig spricht nicht an, dass das Theaterstück aus Originalzitaten von Goebbels besteht, auch nicht, dass in der Inszenierung die Texte der einen Person Goebbels von vier verschiedenen Schauspielern vorgetragen werden.

Ein toller, „flapsiger“ (FAZ) oder verunglückter Gag?

Nein, unverantwortlich. Nur um das neue Programmrezept der Kulturverflachung zu rechtfertigen, wird ein Goebbels-Zitat, das aus dem Zusammenhang gerissen und verharmlosend gekürzt wird, akzeptabel gemacht, gewissermaßen freigesprochen. Ein verbales Spiel mit dem politischen Feuer. Sinkende Hörerzahlen treiben schon seltsame Blüten.

Hat der Sender öffentlich seine Hörer um Entschuldigung gebeten? Mir ist davon nichts bekannt, ich habe bei der Pressestelle nachgefragt und bisher keine Antwort bekommen.

Letzte redaktionelle Änderung: 18. August 2005
Vervollständigung des Goebbels-Zitats und Anpassung des Textes: 8. September 2005

Das Zitat der Moderation ist uns Mitte Juni geschickt worden, ohne dass wir hätten ahnen können, welchen ungewöhnlichen Weg die weitere Auseinandersetzung nehmen würde.

Lesen Sie die Fortsetzung

Musikredakteur Demmler alarmiert drei ARD-Intendanten
Karikatur zu Detigs Einfall - Da sitzen alle ARD-Intendanten an einem großen Konferenztisch, unterschreiben das Goebbels-Zitat...
... und RBB-Musikchef Detig moderiert, für Das Erste.

Lesen Sie die einzelnen Teile des RBB-Dossiers

Teil 1: Dokumentation - Moderation und Original-Zitat
Teil 2: Sinkende Hörerzahlen treiben schon seltsame Blüten
Zustimmung, Leichtfertigkeit oder Naivität im Umgang mit einem Zitat von Goebbels?
Ein Zitat, das dem systematischen Ausbau der NS-Herrschaft diente, darf nicht für die Kulturradio-Debatte missbraucht werden!

Teil 3: Musikredakteur Demmler alarmiert drei ARD-Intendanten
Karikatur zu Detigs Einfall - Da sitzen alle ARD-Intendanten an einem großen Konferenztisch, unterschreiben das Goebbels-Zitat...
... und RBB-Musikchef Detig moderiert, für Das Erste.
Teil 4: Zweierlei Maßstab des RBB
Riesenhaft hier
Der kritische Musikredakteur wird als „Straftäter“ und „Denunziant“ entlassen
Zwergenhaft da
Schonend wird die Moderation mit dem Goebbels-Zitat als „nicht glücklich“ kritisiert
Teil 5: Offener Brief zum Goebbels-Zitat
an die Intendantin des RBB und an die Intendanten von NDR und WDR:
„Ich möchte Sie bitten, derartiges in der ARD nicht zuzulassen.“
und die Antwort vom WDR.
Teil 6: Antwort der Intendanz des RBB
„Sie wissen, dass es hausintern eine kritische und konstruktive Debatte
über die Moderation von Christian Detig am 30. Mai 2005 gegeben hat“

Teil 7: Kein leichtfertiger Umgang mit dem Goebbels-Zitat zum Rundfunk!
3 Bilder als Mahnung und 3 Texte zum Nachdenken (Goebbels, Pohle, Detig)

„... Aufgabe, die Hörermasse empfangswillig zu machen für die Stunden, in denen der Staatsbürger angesprochen, informiert, beeinflußt werden sollte.“
Teil 8: Linkliste
a. Das Radio als Propaganda-Instrument in der NS-Zeit (weiterführende Literatur)
b. Zeitungsartikel zur Debatte über RBB-Kulturradio
c. Liste programmatischer Erklärungen zu NDR Kultur

Hier noch einmal - dokumentiert - das vollständige Zitat der Moderation:

RBB-Kulturradio: 30. Mai 2005. 07.09 Uhr.
Moderator: Dr. Christian Detig, Musikchef und Vizewellenchef Kulturradio

Da schlägt das Trommlerherz natürlich höher, Georg Friedrich Händel, La Réjouissance aus der Feuerwerksmusik, gespielt vom Ensemble [xy], neun Minuten nach sieben, sieben Uhr und neun.
Achtung Zitat: »Das Programm des Rundfunks muss so gestaltet werden, dass es den verwöhnteren Geschmack noch interessiert und dem anspruchslosen noch gefällig und verständlich erscheint. Dabei soll besonderer Bedacht auf die Entspannung und Unterhaltung gelegt werden, weil die weitaus überwiegende Mehrzahl aller Rundfunkteilnehmer einen Anspruch darauf hat, in den wenigen Ruhe- und Mußestunden auch wirklich Entspannung und Unterhaltung zu finden. Dem gegenüber fallen die wenigen, die nur von Kant und Hegel ernährt werden wollen, kaum ins Gewicht.« Zitatende.
Und ich behaupte mal, das könnte so ohne große Abstriche jeder ARD-Intendant auch unterschreiben, ich übrigens auch, ich lasse es aber lieber, denn dieses Zitat stammt von - bitte anschnallen! - Joseph Goebbels.
Der Mann ist immer noch für Überraschungen gut und längst wissen wir noch nicht alles. Das Leben von Joseph Goebbels ist jetzt Theater geworden und zwar im Deutschen Theater. Die Frühkritik um sieben Uhr fünfundvierzig.

Und hier das vollständige Goebbels-Zitat:

»Das Programm des Rundfunks muß so gestaltet werden, daß es den verwöhnten Geschmack noch interessiert und dem anspruchslosen noch gefällig und verständlich erscheint. Es soll in einer klugen und psychologisch geschickten Mischung Belehrung, Anregung, Entspannung und Unterhaltung bieten. Dabei soll besonderer Bedacht gerade auf die Entspannung und Unterhaltung gelegt werden, weil die weitgehend überwiegende Mehrzahl aller Rundfunkteilnehmer meistens vom Leben sehr hart und unerbittlich angefaßt wird, in einem nerven- und kräfteverzehrenden Tageskampf steht und Anspruch darauf hat, in den wenigen Ruhe- und Mußestunden auch wirklich Entspannung und Erholung zu finden. Demgegenüber fallen die wenigen, die nur von Kant und Hegel ernährt werden wollen, kaum ins Gewicht.«

Quelle: Joseph Goebbels, Rede zur Eröffnung der Rundfunkausstellung 1936, Abdruck in „Mitteilungen der RRG“, Nr. 501 vom 28. August 1936, Bl. 4.
Zitiert in: Heinz Pohle, Der Rundfunk als Instrument der Politik - Zur Geschichte des deutschen Rundfunks von 1923/38, Hamburg 1955, S. 281 f.