Das GANZE Werk - Presseschau

Frankfurter Rundschau, 18. März 2008

Zitat:
Als im Herbst 2003 das Magazin Mikado eingeführt wurde, war es als Begleitprogramm konzipiert, das man morgens im Bad und beim Frühstück laufen lässt, ohne zu wissen, was kommt. Jetzt gibt es wieder mehr festgelegte Zeitpunkte, ... [es folgen vier Beispiele]. Bei solchen Fixpunkten schalten die Hörer ein - und widerlegen so HR-Hörfunkdirektor Heinz Sommer, der bei der Verlegung des Nachrichten-Magazins „Der Tag“ von hr1 zu hr2 gesagt hatte [d.h. im Jahr 2004], Einschaltprogramme seien Abschaltprogramme.

Kultur zum Frühstück

Der so überraschende wie verdiente Erfolg der Hörfunkwelle hr2 Kultur

Von Wilhelm Roth

Die Zahl war eine Überraschung: 74.000 Menschen schalten an Wochentagen hr2 ein, die Kulturwelle des Hessischen Rundfunks. Das hat die jüngste Media-Analyse ergeben: eine Steigerung von zwölf Prozent zum Vorjahr. Die Hörer sind im Schnitt 58,9 Jahre alt, und zu etwa 70 Prozent sind die regelmäßigen Hörer älter als 50. Das deckt sich in etwa mit den Zahlen der Kulturprogramme anderer Sender - alles Nischenprogramme, gemessen am populären Format-Radio der Pop- und Musikwellen wie Radio FFH oder hr3 und hr4, die zwischen 300.000 und 600.000 Hörern haben. Aber die Kulturprogramme sprechen einen anderen Hörertypus an. Die im Viertelstundenrhythmus gemessene Tageskurve zeigt bei hr2, dass die jüngsten Änderungen im Programmablauf angenommen werden.

Als im Herbst 2003 das Magazin Mikado eingeführt wurde, war es als Begleitprogramm konzipiert, das man morgens im Bad und beim Frühstück laufen lässt, ohne zu wissen, was kommt. Jetzt gibt es wieder mehr festgelegte Zeitpunkte, etwa für die Frühkritik um 7.30 Uhr, den täglichen Kommentar nach den 7-Uhr-Nachrichten, die Kulturpresseschau eine Stunde später. Und nachmittags ein längeres Interview mit einem Künstler oder Kulturvermittler. Bei solchen Fixpunkten schalten die Hörer ein - und widerlegen so HR-Hörfunkdirektor Heinz Sommer, der bei der Verlegung des Nachrichten-Magazins „Der Tag“ von hr1 zu hr2 gesagt hatte, Einschaltprogramme seien Abschaltprogramme.

Besonders gefragt, sagt hr2-Wellenchefin Angelika Bierbaum, sei das Nachmittags- und Abendprogramm, das Konzert ab 15 Uhr, die Mikado-Abendausgabe mit den Kulturnachrichten (17.30 Uhr) und „Der Tag“ (18 Uhr). Selbst bei den Spezialangeboten spätabends gebe es keine „Nullbeteiligung“ mehr.

Das hr2-Programm informiert gut über kulturelle Ereignisse auch außerhalb Hessens. Zu Debatten wie jüngst über Jonathan Littells Roman „Die Wohlgesinnten“ gibt es eigene Beiträge, ergänzt durch eine Kulturpresseschau. Während das Theater eher ein Stiefkind ist, erweist sich die kritische Beschäftigung mit Literatur als Stärke von hr2; dabei sind ausführliche Gespräche, im Kulturfrühstück und in Mikado, oder beim einstündigen „Doppelkopf“, geradezu ein hr2-Markenzeichen.

www.hr-online.de/website/radio/hr2/

Lesen Sie auch aus der Frankfurter Rundschau:
Gutes Programm machen und darüber sprechen
Es klingt ganz einfach, aber es ist eine Rarität: Vor vierzig Jahren ging Ö 1 auf Sendung, das erfolgreichste Kulturradio Europas, Frankfurter Rundschau, 4. Oktober 2007