Das Tagesprogramm
von NDR Kultur soll das Zuhören fördern

Das GANZE Werk (Nord), 16. September 2008

Eingabe an den NDR-Rundfunkrat zu NDR Kultur

Mitteilung über den Stand der Eingabe

Die Eingabe wurde am 20. März eingereicht - Während der Gespräche mit dem NDR „ruht“ sie vorübergehend

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Die Programmempfehlung der Eingabe

Wir legen dem Rundfunkrat im Einklang mit der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ folgenden Vorschlag für eine Programmänderung nahe:

In der Hauptsendezeit, d.h. vor- und nachmittags, richtet NDR Kultur in größerem Umfang gestaltete Wortsendungen (mit längeren Beiträgen zur Kultur) und Musiksendungen (mit zusammenhängenden musikalischen Werken) ein.

Die Entstehungsgeschichte der Eingabe, unsere stille Arbeit

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1.: Der Kulturwellenvergleich Nr. 2 und die Antworten von ARD-Intendanten

Den Kulturwellenvergleich Nr. 2, für Montag, 18. Juni 2007, von 7 bis 8 Uhr, den wir zum 3. Oktober 2007 veröffentlichten, schickten wir auch an die Intendanten der ARD. Wir bekamen mehrere ausgesprochen positive, wohlwollende und keine negativen Antworten.

• WDR-Intendantin Monika Piel:

„... verfolgt WDR 3 das Konzept, täglich Programmflächen für die Abbildung ganzer Werke zur Verfügung zu stellen. Daran wollen wir auch in Zukunft festhalten.“

• Der Intendant des Saarländischen Rundfunks und ARD-Vorsitzende Fritz Raff:

„Erfreulich ist aus meiner Sicht, dass Ihre Initiative die Kulturprogramme der ARD als natürlichen Verbündeten und Ansprechpartner sieht, wenn es um die Förderung der Musikkultur in Deutschland geht.“

• SWR-Intendant Peter Boudgoust:

„Ihre vergleichende Zusammenstellung stellt eine Ergänzung zu den Untersuchungen unserer Medienforschung dar und ist damit hilfreich für die Mitarbeiter von SWR2.“

• Außerdem schrieb uns der Hörfunkdirektor des Bayerischen Rundfunks, Dr. Johannes Grotzky.

• Sogar vom damaligen NDR-Hörfunkprogrammdirektor Gernot Romann bekamen wir einen Brief, der zwar angesichts der für „NDR Medienforschungsmaßnahmen gültigen methodischen Standards“ und der „daraus resultierenden validen Forschungsergebnisse“ unsere Untersuchungen nur „als persönliche Einschätzung“ „wertete“, sich aber im Gegensatz zu früher jeglicher Polemik enthielt.

2.: Herbst 2007 - neue wichtige Grundsatzdokumente

• Am 11. September sprach das Bundesverfassungsgericht sein Urteil zu den Rundfunkgebühren. Der Begründungstext bestätigte unsere Auffassung zu den Qualitätsansprüchen an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

• Am 11. Dezember legte die 2003 vom Deutschen Bundestag eingesetzte und 2005 bestätigte Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ ihren Abschlussbericht vor. Er enthielt einen ausführlichen Teil zum Hörfunk und zum Kulturauftrag. Im Jahr 2005 hatten wir Stellungnahmen für die Anhörung veröffentlicht, darunter die von Thomas Frickel, Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm, und die von Wolfgang Knauer, ehemaliger Wellenchef von Radio 3 und bis 2003 von NDR Kultur. Ein Teil ihrer kritischen Formulierungen taucht in dem Abschlussbericht der Enquete-Kommission wieder auf. Die abschließenden Handlungsempfehlungen decken sich mit unseren Zielen, zum Beispiel:

„Die Enquete-Kommission empfiehlt den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, Beiträgen zur Kultur in den Hauptprogrammen breiteren Raum einzuräumen, sie stärker in die Hauptsendezeit zu rücken und mehr Möglichkeiten bereitzuhalten, musikalische Werke zusammenhängend darzubieten.“

• In der Zeit, als wir die einzelnen Hörer-Berichte unserer Reihe „Positive Hörerlebnisse tagsüber bei einem Kultursender“ hier auf der Homepage brachten, erschienen ferner grundlegende Berichte über Kultursender und -sendungen für „Einschalthörer“:
- „Jedes Musikwerk in voller Länge: Nur im WDR 3 Klassik Forum“,
- „Gutes Programm machen und darüber sprechen“, 40 Jahre österreichischer Kultursender Ö1 und
- ein epd-Interview mit dem Ö1-Programmchef Alfred Treiber.

• Wir vervollständigten diesen Reigen mit Auswertungen der neuesten ARD-Musikstudien:
- „Wer hört heute klassische Musik?“
- „Klassische Musik im Radio“ und
- Eine neue „MedienNutzerTypologie“ der ARD, die MNT 2.0

3.: Die Konsequenz - die Grundsatz-Dokumentation vom 24. Februar und die Eingabe vom 20. März 2008

Nach einzelnen Teilergebnissen legten wir der Öffentlichkeit am 24. Februar 2008 die vollständige Dokumentation zu diesen Grundsatztexten vor. Sie war als Zusatzmaterial, gewissermaßen als erläuterndes Beweismaterial, für eine neue seit Oktober 2007 geplante Eingabe nach § 13 NDR-Rundfunkstaatsvertrag konzipiert.

Die früheren Beschwerden beim vorherigen NDR-Rundfunkrat zum damals neuen Programm von NDR Kultur, die im Januar 2005 inhaltlich noch nicht einmal beantwortet worden waren, lagen inzwischen drei Jahre zurück.

Im März 2008 wurde die Eingabe von 11 Hörerinnen und Hörern fertiggestellt und unterschrieben. Sie ist eine Seite lang und besteht aus:
- einem Zitat zum Zuhören (der Stiftung Zuhören e.V.)
- einer Programmempfehlung (siehe oben) und
- sieben Begründungsthesen.

Zur Übergabe am 20. März 2008 berichtete epd-medien (Nr. 27 vom 5. April 2008) u.a.:

Initiative fordert neues Programmschema für NDR Kultur

„Das Ganze Werk“ beschwert sich beim Rundfunkrat – Kritik an kurzen Beiträgen

Hamburg (epd). Die kritische Initiative „Das Ganze Werk“ hat sich beim NDR-Rundfunkrat über das Tagesprogramm des Radiosenders NDR Kultur beschwert. Seit Anfang 2004 bestehe das Programm von 6 bis 19 Uhr fast ausschließlich aus einzelnen Musiksätzen und kurzen Wortbeiträgen, die „in beliebiger Reihenfolge über den ganzen Tag verteilt“ gesendet würden, erklärte die Initiative am 20. März. Sie erneuerte damit eine bereits seit mehreren Jahren geäußerte Kritik (epd 60/04, 4/07).

Die Bürgerinitiative will erreichen, „dass NDR Kultur das Zuhören als Kulturgut fördert“. Im Einklang mit der vom Deutschen Bundestag gebildeten Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ und der aktuellen ARD-Medienforschung zu Musik- und Kulturliebhabern werde dem Rundfunkrat nahegelegt, dass „NDR Kultur in größerem Umfang gestaltete Wortsendungen (mit längeren Beiträgen zur Kultur) und Musiksendungen (mit zusammenhängenden musikalischen Werken) einrichtet“, teilte „Das Ganze Werk“ mit. Die Eingabe an den Rundfunkrat sei im Namen von elf Hörern aus dem NDR-Sendegebiet eingereicht worden, sagte Theodor Clostermann, Sprecher der Initiative. Mit der Umsetzung der Forderungen könne das Programm eine Qualität gewinnen, die dem Kultur- und Bildungsauftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders gerecht werde. Es widerspreche dem Anspruch des NDR, dass er tagsüber mit seinem kulturellen Angebot „in der Schlussreihe der deutschen Kultursender“ liege.

Hamburg, Rothenbaumchaussee, 20. März 2008 - Foto: dgw-nord

4.: Gespräche mit dem NDR auf der Ebene der Intendanz

Wir hatten den neuen Intendanten Lutz Marmor rechtzeitig vorher informiert. Nachdem er uns geantwortet hatte und die Möglichkeit zum Gespräch anbot, ließen wir die Eingabe vorübergehend „ruhen“. Am 14. Mai fand beim NDR ein knapp zweistündiges Gespräch auf der Ebene der Intendanz statt, das von beiden Seiten als „ein sehr konstruktives Gespräch“ gewertet wurde.

Es war geplant, dass die Gespräche auf unterer Ebene weitergehen. Dazu ist es bisher nicht gekommen. Die Äußerungen des neuen Hörfunkprogrammdirektors Joachim Knuth bei Klassik à la Carte bieten aus unserer Sicht noch eine Möglichkeit zum Gespräch.

Theodor Clostermann und Ludolf Baucke, 15. September 2008