NDR Kultur - Korrespondenz

zu:
Ein Radioprogramm ist kein Konzertsaal
Generelle Trendwende in der Hörfunknutzung

Von Gernot Romann, NDR Programmdirektor Hörfunk

Nicht empfehlenswert: Medienpartnerschaft mit NDR Kultur in Niedersachsen

Leserbrief an Das GANZE Werk von L. Baucke

29320 Hermannsburg, 4. Oktober 2004

An die
Initiative Das GANZE Werk

Sehr geehrter Herr Clostermann,

zu ihrer Initiative kann ich nur gratulieren, wenngleich meine Bereitschaft zur Diskussion mit Medienpotentaten, die ihre Kritiker als Geschmacks-Ayatollahs beschimpfen, gering ist. Man stelle sich derlei Diskriminierung nur seitens eines Politikers vor. Dann würden die Medien darüber herfallen - aber bei Mediengewaltigen scheint eine Krähe der anderen kein Auge auszuhacken.

Die Häppchenkost des angeblich kulturellen Tagesprogramms ist m.E. nur die Spitze des Eisbergs. Mittlerweile grenzt das Verhalten des NDR als MEDIENPARTNER ans Absurde und beschränkt sich wesentlich auf das Aufstellen von Werbetafeln im Eingangsbereich von Veranstaltungen. Von 72 Terminen mit insgesamt 30 Konzertprogrammen der soeben beendeten Niedersächsischen Musiktage (Veranstalter ist die Niedersächsische Sparkassenstiftung) hat der NDR gerade drei Konzerte mitgeschnitten, wobei der Termin der hauseigenen NDR-Radiophilharmonie als Selbstläufer getrost herausgerechnet werden kann. Wenn aber nur wenig Sendezeit für ganze Werke bzw. komplette Konzertprogramme vorhanden ist, muss auch nichts aufgenommen werden.

Als ich kürzlich die Übertragung eines von mir live in Hitzacker erlebten und von

Sendezeit
zu kurz:
Konzertbeginn
amputiert
Ernst-von-Siemens-Stiftung preisgekrönten Konzertprogramms (Nonos Streichquartett im Verbund mit Madrigalen) bei NDR Kultur verfolgte, war die vormitternächtliche Sendezeit zu kurz - für den NDR kein Proplem, weil einfach der Konzertbeginn amputiert wurde. Dem wahrscheinlich unmündigen Hörer wurde diese Manipulation verheimlicht.

Freundliche Grüße
Ihr
L. Baucke

Weitere Leserbriefe und Kommentare zu dem Artikel:
Beschwerde eines Hörers an den Intendanten des NDR, von P. Schwiesow
Nun entdecken alle Ihre Hörer wieder, was Lessing vom ‚denkenden Zuschauer/Zuhörer' schreibt Kommentar von G. Ossenbrunner, Bremen

Die Waage gleicht der großen Welt:
Das Leichte steigt, das Schwere fällt.

Lessing, zitiert von HWeblog
Es wäre ein positives Zeichen, wenn Sie sich mit dieser Bewegung in einen kritisch-konstruktiven Dialog begeben würden., Leserbrief von Tom Pause
Es wäre fair, wenn NDR Kultur mit seinen Clubmitgliedern im Magazin in einen Dialog träte, statt es als Propagandablatt zu mißbrauchen., Leserbrief von C. Meffert
Die Aufgeschlossenen, Leserbrief von M. Siebert
Zurückweisung einer Beleidigung, Leserbrief von I. Kossebau
Ein dankbarer Hörer..., Leserbrief von H. Jühlke
Gibt es pünktlich um 19 Uhr einen wundersamen Geschmackswandel?
Leserbrief des Hörers Schrader aus Burgdorf

Artikel im KlassikClub Magazin 09/2004:
Ein Radioprogramm ist kein Konzertsaal, September 2004
Vorläufer-Artikel im Feuilleton Hamburg der WELT:
Ein Radioprogramm ist kein Konzertsaal, 27. Juli 2004
Hauptartikel vorher im Feuilleton Hamburg der WELT:
Ein Hörfunkprogramm kann Gegensätze gut nutzen
Leserbriefartikel von Theodor Clostermann zum Romann-Interview, 21. Juli 2004
Nicht warten, bis der Mond aufgeht
Interview von Lutz Lesle mit Programmdirektor Romann, 25. Juni 2004
NDR-Kultur: Ein Radioprogramm zum gepflegten Weghören
Bericht von Lutz Lesle über die Gründungsveranstaltung des Initiativkreises Das GANZE Werk, 17. Juni 2004