Das GANZE Werk - Presseschau

Kommentar eines Anonymus alias HWeblog

zu:
Ein Radioprogramm ist kein Konzertsaal
Generelle Trendwende in der Hörfunknutzung

Von Gernot Romann, NDR Programmdirektor Hörfunk

Wieland, Lessing und einige meiner Zeitgenossen



Sonntag, 5. September 2004

Heute hat Christoph Martin Wieland Geburtstag. Manche meinen, er sei vergessen; doch solange Menschen wie ich leben, wird er nicht vergessen sein. Gerade in diesen Tagen werden sich einige wieder an ihn erinnern; denn 1766, als Wielands Geschichte des Agathon erschien, wurde von der Herzogin Anna Amalia jene Bibliothek gegründet, die vorgestern abend zu dieser Zeit in Flammen stand. Dies schere, behauptete ich gestern, kaum jemanden einen löschwasserfeuchten Dreck. Ich fand das n büschen radikal formuliert, ließ es aber dennoch stehen und sah, daß ich gut daran getan hatte, als ich via Huflaikhan dies heuchlerische Geschwafel des NDR-Hörfunkprogrammdirektors Gernot Romann fand:

Ganz schön roh, Mann. Der Initiativkreis Das ganze Werk und Huflaikhan haben sich bereits geäußert; also will ich (erst einmal heftigst vor Romann & Konsorten ausspuckend) noch folgendes bemerken. O-Ton Romann:

Wer aber prägt die "Bedürfnisse und Gewohnheiten von Mehrheiten"? Das Fernsehen und der Dummfunk; genauer: diejenigen, die das Fernsehen und den Dummfunk kontrollieren und sich herzlich darüber freuen, daß Lessing und Wieland heute keine Konjunktur haben. Denn wo bliebe die Industrie mit ihrem Unterhaltungsmüll, läsen die Leute plötzlich wieder Bücher, die zu lesen sich lohnen wird, solange es noch Menschen gibt, die unter Kultur etwas anderes verstehen als das Produkt einer planmäßig herbeigeführten Massenverblödung, genannt NDR Kultur? - :

Da isses wieder, das Unwort des Jahres 2004:

Ich gehe gewiß nicht fehl in der Annahme, daß es Herrn Romann keinerlei Vergnügen bereitet, die Matthäus-Passion zu hören oder Barockgedichte zu lesen; ganz zu schweigen von Wielands Verserzählungen oder seiner ewig aktuellen Geschichte der Abderiten. Auch mit Lessing scheint Herr Romann nicht auf sonderlich gutem Versfuße zu stehen; denn sonst wüßte er, was sein Prophet mit diesem Epigramm gemeint hat:

Die Waage gleicht der großen Welt:
Das Leichte steigt, das Schwere fällt.

Verfasser: HWeblog, Fundstelle: www.hoeherewelten.de

Weitere Leserbriefe und Kommentare zu dem Artikel:
Beschwerde eines Hörers an den Intendanten des NDR, von P. Schwiesow
Nun entdecken alle Ihre Hörer wieder, was Lessing vom ‚denkenden Zuschauer/Zuhörer' schreibt Kommentar von G. Ossenbrunner, Bremen
Es wäre ein positives Zeichen, wenn Sie sich mit dieser Bewegung in einen kritisch-konstruktiven Dialog begeben würden., Leserbrief von Tom Pause
Es wäre fair, wenn NDR Kultur mit seinen Clubmitgliedern im Magazin in einen Dialog träte, statt es als Propagandablatt zu mißbrauchen., Leserbrief von C. Meffert
Die Aufgeschlossenen, Leserbrief von M. Siebert
Zurückweisung einer Beleidigung, Leserbrief von I. Kossebau
Nicht empfehlenswert: Medienpartnerschaft mit NDR Kultur in Niedersachsen, Leserbrief von L. Baucke
Ein dankbarer Hörer..., Leserbrief von H. Jühlke

Artikel im KlassikClub Magazin 09/2004:
Ein Radioprogramm ist kein Konzertsaal, September 2004
Vorläufer-Artikel im Feuilleton Hamburg der WELT:
Ein Radioprogramm ist kein Konzertsaal, 27. Juli 2004
Hauptartikel vorher im Feuilleton Hamburg der WELT:
Ein Hörfunkprogramm kann Gegensätze gut nutzen
Leserbriefartikel von Theodor Clostermann zum Romann-Interview, 21. Juli 2004
Nicht warten, bis der Mond aufgeht
Interview von Lutz Lesle mit Programmdirektor Romann, 25. Juni 2004
NDR-Kultur: Ein Radioprogramm zum gepflegten Weghören
Bericht von Lutz Lesle über die Gründungsveranstaltung des Initiativkreises Das GANZE Werk, 17. Juni 2004